So gründen Sie ein E-Commerce-Unternehmen in Frankreich

Frankreich ist nach Deutschland der zweitgrößte E-Commerce-Markt in Europa. Mit über 50 Millionen Internetnutzern und einer stetig wachsenden Zahl an Online-Shoppern bietet das Land eine vielversprechende Plattform für den digitalen Handel. Wer in Frankreich einen Online-Handel gründen möchte, sollte jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen, staatlichen Hilfen sowie das nötige Budget gut kennen und planen.
2. Förderungen und staatliche Hilfen
3. Was kostet die Gründung eines E-Commerce in Frankreich?
4. Markteintrittsstrategie und Besonderheiten
Wahl der Rechtsform
Für die Gründung eines E-Commerce in Frankreich gibt es verschiedene Unternehmensformen. Die gängigsten sind:
Micro-entreprise (ehemals Auto-entrepreneur): Ideal für Einzelpersonen mit geringem Umsatz (< 188.700 € bei Warenverkauf). Vereinfachte Buchhaltung und geringe Sozialabgaben.
Société à responsabilité limitée (SARL): Entspricht der deutschen GmbH. Geeignet für mehrere Gesellschafter.
Société par actions simplifiée (SAS): Flexibel in der Gestaltung, bei Investoren beliebt.
Entreprise individuelle (EI): Einzelunternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit.
Je nach Geschäftsmodell (Einzelunternehmer oder wachstumsorientierter Online-Shop) sollte die passende Rechtsform gewählt werden.
Gewerbeanmeldung und Registrierung
Die Registrierung erfolgt beim Centre de formalités des entreprises (CFE) oder online über guichet-entreprises.fr. Folgende Schritte sind notwendig:
Wahl des Unternehmenssitzes
Anmeldung beim zuständigen Handelsregister (RCS) oder Gewerberegister (Répertoire National des Métiers, falls Handwerksleistungen angeboten werden)
Beantragung einer SIRET-Nummer (französische Unternehmens-ID)
Umsatzsteuer (TVA) und Steuern
Beim Verkauf von Waren oder Dienstleistungen über einen Online-Shop in Frankreich spielt das Thema Steuern eine zentrale Rolle. Besonders relevant ist die französische Mehrwertsteuer, die sogenannte TVA (Taxe sur la Valeur Ajoutée).
Gründer müssen sich frühzeitig mit den steuerlichen Anforderungen vertraut machen, um rechtssicher zu agieren und böse Überraschungen zu vermeiden. Im Folgenden die wichtigsten steuerlichen Aspekte im Überblick:
Die Standard-Mehrwertsteuer (TVA) in Frankreich beträgt 20 %.
Eine Registrierung für die TVA ist ab bestimmten Umsatzgrenzen auch für ausländische Händler verpflichtend.
Unternehmen müssen regelmäßig TVA-Erklärungen abgeben.
Die Körperschaftssteuer beträgt in der Regel 25 % (Stand 2025).
Allgemeine Geschäftsbedingungen und Verbraucherschutz
Wer in Frankreich einen Online-Shop betreibt, unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben zum Schutz der Verbraucher. Die Einhaltung dieser Vorschriften ist nicht nur verpflichtend, sondern trägt auch wesentlich zum Vertrauen der Kundschaft bei. Nachfolgend die wichtigsten Anforderungen, die Online-Händler kennen und umsetzen müssen:
Online-Händler müssen klare Allgemeine Geschäftsbedingungen (CGV) bereitstellen.
Rückgabefrist, 14 Tage Widerrufsrecht ohne Angabe von Gründen.
Transparente Preisangaben, inkl. Versandkosten und TVA, sind gesetzlich vorgeschrieben.
Datenschutzregelungen nach DSGVO gelten ebenfalls in Frankreich.
Frankreich bietet eine Reihe von Unterstützungsprogrammen für Gründer im digitalen Bereich.
Staatliche Hilfen
Gründer in Frankreich können auf vielfältige staatliche Unterstützungen zurückgreifen - von Zuschüssen bis hin zu Steuererleichterungen. Die wichtigsten Programme im Überblick:
Bpifrance: Bietet zinsgünstige Kredite, Zuschüsse, Beteiligungen und Bürgschaften für Start-ups, u. a. im Online-Handel.
Aide à la création ou à la reprise d'une entreprise (Acre): Sozialversicherungsbefreiung für Gründer in den ersten Monaten.
Aide à la reprise ou à la création d'entreprise (Arce): Umwandlung von Arbeitslosengeld in eine Einmalzahlung zur Gründungsfinanzierung.
Regionale Programme
Viele Regionen in Frankreich (z. B. Île-de-France, Auvergne-Rhône-Alpes) bieten zusätzliche Fördermittel, Beratung und Inkubatoren für digitale Start-ups.
E-Commerce-spezifische Unterstützung
Neben allgemeinen Förderprogrammen gibt es in Frankreich gezielte Hilfen für die Digitalisierung und den Aufbau von Online-Vertriebskanälen. Hier zwei zentrale Angebote:
Programme wie France Num helfen kleinen Unternehmen bei der Digitalisierung, inkl. Website-Erstellung, Online-Marketing und E-Commerce-Tools.
Zuschüsse für Webentwicklung oder Schulungen über eine lokale Chambre de commerce et d'industrie (CCI).
Die Kosten hängen stark vom Umfang und den Zielen des Shops ab. Im Folgenden eine grobe Übersicht:
Posten | Geschätzte Kosten (einmalig/monatlich) |
---|---|
Gründungsformalitäten | 0 € – 500 € (je nach Rechtsform) |
Website/Shop-System | 500 € – 10.000 € (WordPress, Shopify, Agentur) |
Hosting & Domain | 10 € – 50 €/Monat |
Buchhaltungssoftware | 20 € – 100 €/Monat |
TVA-Registrierung (wenn nötig) | 0 € – 500 € (ggf. Steuerberater) |
Marketing/Budget für Werbung | 200 € – 2.000 €/Monat (je nach Strategie) |
Lager & Logistik (falls nötig) | abhängig von Produkt & Volumen |
Versicherung | 20 € – 100 €/Monat |
Insgesamt sollte man bei einem kleinen Online-Shop mit einem Startbudget zwischen 2.000 € und 10.000 € rechnen, abhängig von Eigenleistung, Produktauswahl und Marketingintensität.
Marktanalyse
Bevor man in den französischen Markt eintritt, empfiehlt sich eine gründliche Analyse:
Wer sind die Hauptkonkurrenten (Amazon.fr, Cdiscount, Fnac, etc.)?
Welche Produkte funktionieren gut in Frankreich?
Wie hoch ist die Online-Kaufkraft in der Zielregion?
Lokalisierung
Die Sprache ist entscheidend: Kunden bevorzugen Websites auf Französisch - eine professionelle Übersetzung ist Pflicht.
Zahlungsmethoden: Neben Kreditkarten sind Anbieter wie PayPal, Carte Bancaire, Klarna oder SEPA-Lastschrift wichtig.
Lieferzeiten und Retourenpolitik müssen dem französischen Standard entsprechen (schnell, kostenlos, unkompliziert).
Tipp: Für deutschsprachige Gründer ist eine Zusammenarbeit mit einem französischen Steuerberater oder Gründerberater empfehlenswert – dies vereinfacht Formalitäten und sorgt für Rechtssicherheit.
Mehr dazu:
- Alle Rechtsformen von Betrieben in Frankreich im Überblick
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Olivier Geslin

