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„Wie viel verdienst du?“ – Warum die Gehaltsfrage in Frankreich tabu ist

„Wie viel verdienst du?“ – Warum die Gehaltsfrage in Frankreich tabu ist

Als Petra vor zehn Jahren aus München nach Bordeaux zog, um in Frankreich im Marketingbereich zu arbeiten, ahnte sie bereits, dass der Kulturwechsel einige Herausforderungen mit sich bringen würde. Doch dass das Thema Geld und Gehalt in Frankreich so sensibel ist, überraschte sie. In Deutschland war es für sie selbstverständlich, offen über Gehälter zu sprechen, sei es mit Kollegen, Freunden oder im familiären Kreis. In Frankreich jedoch schien das Thema regelrecht tabu zu sein – und das brachte sie öfter in ungewohnte Situationen.



1. Erste Eindrücke und kulturelle Unterschiede

1. Erste Eindrücke und kulturelle Unterschiede



Petra merkte schnell, dass in Frankreich das Verhältnis zum Thema Geld von einer tieferen kulturellen Prägung durchzogen ist. „Ich hatte das Gefühl, dass Geldgespräche hier oft mit Scham oder Unbehagen verbunden sind“, erzählt sie. „Die Franzosen sprechen viel lieber über ihre Leidenschaften, Hobbys oder Projekte, aber kaum jemand spricht darüber, was er oder sie verdient.“

Die Wurzeln dieser Zurückhaltung sieht Petra in der katholischen Geschichte Frankreichs. Die katholische Lehre betonte stets, dass Armut als Tugend gelte und Reichtum eher als moralisch bedenklich betrachtet werde. „Das ist ein krasser Gegensatz zu meiner deutschen Mentalität“, gibt Petra zu. „In Deutschland empfinde ich das Thema Gehalt als pragmatischer – es geht eher darum, sich fair zu vergleichen und seine eigenen Ziele zu definieren.“

In Frankreich hingegen merkte Petra, dass die Zurückhaltung beim Thema Gehalt auch mit gesellschaftlichen Erwartungen und der Angst vor Neid zu tun hat. Ihr fiel auf, dass selbst gut verdienende Franzosen dazu neigen, ihre Erfolge zu relativieren. „In Frankreich geht es oft darum, dass man erfolgreich ist, ohne dass es allzu sichtbar wird“, sagt Petra schmunzelnd.



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2. "Wie viel verdienst du?" - Die Schwierigkeit mit der Gehaltsfrage



In Frankreich bemerkte Petra schnell, dass die Frage nach dem Gehalt zu den Themen gehört, die man am besten vermeidet. In Deutschland ist es relativ üblich, unter Kollegen offen über das Gehalt zu sprechen, sei es zur Orientierung oder als Maßstab für den eigenen Karriereweg. „Dort können wir diese Fragen direkt stellen und erhalten oft eine klare Antwort“, erklärt Petra. In Frankreich jedoch – so stellte sie fest – löste eine solche Frage Unbehagen aus und wurde manchmal sogar als indiskret oder respektlos empfunden. Für sie war es ein unerwartetes Hindernis, da Gehaltsverhandlungen und offene Gespräche über die Vergütung ihr in Deutschland geholfen hatten, die eigene Karriere besser zu planen und Gehaltsziele zu setzen.

Warum aber ist das Thema Gehalt in Frankreich so tabu? Der Grund dafür liegt tief in der kulturellen Prägung und Geschichte des Landes. Petra erfuhr, dass die katholische Tradition in Frankreich eine starke Rolle dabei spielt, Geld als etwas Privates und fast „Unreines“ zu betrachten. Die katholische Kirche in Frankreich betonte traditionell, dass Armut eine Tugend sei, und sah Reichtum oft als Zeichen von Gier und moralischem Verfall an. Diese Einstellungen, die noch immer tief im kollektiven Bewusstsein verankert sind, machen es für viele Franzosen schwierig, über finanzielle Angelegenheiten zu sprechen – vor allem über das persönliche Einkommen.

Hinzu kommt, dass Geld in Frankreich oft mit sozialen Hierarchien verbunden ist. Ein offenes Gespräch über das Gehalt könnte als Versuch gewertet werden, diese Hierarchien zu hinterfragen oder sich über andere zu erheben, was in der französischen Gesellschaft nicht gut ankommt. Petra beobachtete, dass sich viele Franzosen beim Thema Gehalt zurückhalten, um Neid zu vermeiden und das soziale Gleichgewicht zu wahren. „In Frankreich scheint es fast verpönt zu sein, Erfolg und Wohlstand zur Schau zu stellen“, erklärt sie. Diese subtile Zurückhaltung steht im starken Kontrast zu ihrer deutschen Erfahrung, wo beruflicher und finanzieller Erfolg oft als Zeichen von Leistung und Selbstverwirklichung angesehen wird.

Petra erinnert sich an eine besonders unangenehme Situation: „Bei einem Mittagessen mit Kollegen fragte ich nach den Gehaltsmöglichkeiten in unserer Branche, und die Reaktion war … eisig.“ Ein Kollege wechselte hastig das Thema, während die anderen sichtlich unbehaglich schwiegen. Für Petra war dies ein klarer Hinweis, dass das Thema in Frankreich anders angegangen werden musste. „Ich fühlte mich regelrecht zurückgewiesen und musste erst lernen, dass diese Sensibilität in Frankreich üblich ist“, sagt sie.

Diese Erfahrung zeigte Petra, wie unterschiedlich der Umgang mit Geld und Erfolg in verschiedenen Kulturen ist. Sie lernte, dass es in Frankreich oft besser ist, das Thema indirekt anzusprechen oder allgemeiner über berufliche Entwicklung und Karriereziele zu sprechen, anstatt explizit nach Zahlen zu fragen.



3. Strategien zur Anpassung: Lernen, zwischen den Zeilen zu lesen

3. Strategien zur Anpassung: Lernen, zwischen den Zeilen zu lesen



Um sich in Frankreich beruflich zu integrieren und die kulturellen Unterschiede im Umgang mit Geld zu meistern, entwickelte Petra feinfühlige Kommunikationsstrategien. Sie erkannte schnell, dass direkte Fragen nach dem Gehalt oder den finanziellen Details in Frankreich oft unangenehme Reaktionen hervorriefen. Stattdessen musste sie lernen, wie man zwischen den Zeilen liest und durch subtile Andeutungen Informationen gewinnt. „In Deutschland war ich es gewohnt, solche Themen ganz offen anzusprechen“, erzählt Petra, „doch hier in Frankreich habe ich gelernt, mich an die indirektere Gesprächskultur anzupassen.“

Um das Thema Gehalt trotzdem nicht vollständig zu meiden, begann Petra, allgemeine Gespräche über Karrierewege und Branchentrends anzuregen. Sie sprach über Gehaltsunterschiede je nach Erfahrungsniveau oder diskutierte über Marktentwicklungen, ohne konkrete Zahlen zu nennen. „So konnte ich ein Gefühl dafür bekommen, wie das Gehaltsgefüge in meiner Branche in Frankreich aussieht, ohne die soziale Etikette zu verletzen,“ erklärt Petra.

Ein weiterer wertvoller Ansatz war es, auf Netzwerke für Expats zurückzugreifen, um dort offener über Gehälter sprechen zu können. Plattformen wie Internations oder Meetup boten Petra die Möglichkeit, sich mit anderen Ausländern in Frankreich auszutauschen und konkrete Informationen zu Arbeitsbedingungen und Gehältern zu erhalten. „Ich stellte fest, dass viele Expats ähnliche Fragen und Herausforderungen hatten. Wir tauschten uns nicht nur über Gehälter aus, sondern auch über kulturelle Besonderheiten und Tipps, um in Frankreich beruflich erfolgreich zu sein.“

Neben diesen Netzwerken entdeckte Petra auch die Vorteile von Mentorenprogrammen und branchenspezifischen Fachgruppen. In solchen Gruppen konnte sie sich über allgemeine berufliche Perspektiven informieren und auch Tipps von erfahrenen Fachkräften erhalten. Durch diese Gespräche konnte sie informelle Einblicke gewinnen, die ihr halfen, ein realistisches Bild von Gehältern und Arbeitsbedingungen in ihrer Branche in Frankreich zu erhalten, ohne dabei das kulturelle Tabu zu verletzen.

Schließlich begann Petra, die indirekte Kommunikation in Frankreich als eine Stärke zu schätzen. Anstatt sich anfangs unwohl zu fühlen, sah sie in dieser Diskretion eine Möglichkeit, Vertrauen und langfristige Beziehungen zu ihren französischen Kollegen aufzubauen. „Indem ich mich an die französische Gesprächsweise anpasste, fühlten sich meine Kollegen eher respektiert und verstanden“, erzählt Petra. Sie erkannte, dass in Frankreich Geduld und Feingefühl im Umgang mit sensiblen Themen sehr geschätzt werden und oft zu einer stärkeren beruflichen Zusammenarbeit führen können.

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Olivier

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