Ausbildungschaos in Frankreich: Warum Alternance-Verträge für Unternehmen zu teuer werden
Die Alternance-Verträge in Frankreich, die bislang als Vorzeigemodell für die Ausbildung junger Menschen galten, stehen vor einer schweren Krise. Mit den geplanten Kürzungen der staatlichen Unterstützung und der Kostenexplosion für Unternehmen wird die Ausbildung für viele Betriebe schlichtweg untragbar. Kleine und mittelständische Unternehmen sind besonders betroffen, da sie nicht nur steigende Kosten, sondern auch den Wegfall von Steuervergünstigungen verkraften müssen. Diese Entwicklungen bedrohen die Zukunft der Ausbildung und gefährden die Chancen für junge Menschen, einen Berufseinstieg zu finden. Ist das Ende der Alternance in Sicht?
2. Ende der finanziellen Unterstützung für kleine Unternehmen
3. Drastische Kostensteigerung für Auszubildende
4. Vergleich: Auszubildende vs. Junior-Mitarbeiter im Festanstellung
Die alternierende Ausbildung, das Modell der "Alternance" in Frankreich, befindet sich in einer prekären Lage. Mit den geplanten Einschnitten durch die französische Regierung wird dieses wichtige Ausbildungsformat für junge Menschen zunehmend unter Druck geraten. Alternance-Verträge bieten Studierenden die Möglichkeit, eine Ausbildung mit Praxiserfahrung in Unternehmen zu kombinieren, was ihnen wertvolle Kompetenzen für den Arbeitsmarkt vermittelt. Doch aktuell suchen viele Auszubildende verzweifelt nach Unternehmen, die bereit sind, sie in einem solchen Vertrag aufzunehmen.
Das größte Problem besteht in der geplanten Reduzierung staatlicher Unterstützung für Unternehmen, die Auszubildende in diesem Modell einstellen. Jeden Tag berichten Unternehmen von Schwierigkeiten, geeignete Stellen anzubieten, da die Kosten steigen und die finanziellen Anreize schwinden. Auch für kleinere Betriebe, die traditionell eine Schlüsselrolle bei der Ausbildung spielen, werden diese Änderungen zu einem Problem. Die Konsequenz könnte ein starker Rückgang der Verträge sein, was sowohl die Chancen für junge Menschen als auch die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs beeinträchtigt.
Mehr dazu:
- Ministerium für Arbeit, Vollbeschäftigung und Integration – Informationen zu den Regierungsmaßnahmen in den Bereichen Arbeit und Ausbildung in Frankreich.
- Industrie- und Handelskammer (CCI) – Bietet Informationen und Unterstützung für Unternehmen, die Auszubildende im Rahmen der Alternance einstellen.
- Alternance.emploi.gouv.fr – Eine Plattform mit Stellenangeboten und Informationen zu Alternance-Verträgen in Frankreich.
Eine der größten Veränderungen betrifft das Ende der jährlichen Unterstützung von 6.000 € pro Auszubildenden, die bisher an Unternehmen gezahlt wurde, um sie zu ermutigen, junge Menschen auszubilden. Zusätzlich wird die Befreiung von Sozialabgaben für Auszubildende, deren Lohn unterhalb des Mindestlohns liegt, gestrichen. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzplanung von kleinen und mittelständischen Unternehmen, die traditionell viele der Auszubildenden beschäftigen.
Für Unternehmen bedeutet dies eine erhebliche Kostensteigerung pro Auszubildendem, da sie nun höhere Lohn- und Lohnnebenkosten tragen müssen. Kleine Unternehmen werden es besonders schwer haben, diese zusätzlichen Belastungen zu tragen, da sie nicht über die gleichen finanziellen Ressourcen verfügen wie größere Unternehmen. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, ob sich die Investition in die Ausbildung junger Menschen für viele Unternehmen noch lohnt.
Ohne die bisherige Unterstützung könnten viele Unternehmen ihre Einstellungen drastisch reduzieren. Dies wird sich auf die Gesamtzahl der Ausbildungsverträge auswirken und die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen in Frankreich stark einschränken.
Durch die geplanten Änderungen wird der Kostenfaktor für Unternehmen signifikant ansteigen. Der finanzielle Mehraufwand, der sich durch das Ende der Subventionen ergibt, liegt zwischen 500 und 700 € pro Monat, was auf das Jahr gerechnet eine große Belastung darstellt. Besonders betroffen sind ältere Auszubildende oder solche, die in fortgeschrittenen Ausbildungsjahren sind.
Ein Beispiel verdeutlicht dies: Ein 26-jähriger Auszubildender, der jede zweite Woche im Unternehmen arbeitet und 5 Wochen Urlaub sowie 1 Woche Prüfungszeit hat, wird ein Unternehmen rund 22.500 € pro Jahr kosten. Für insgesamt 630 Arbeitsstunden ergibt sich damit ein Stundenlohn von 35,7 €. Zum Vergleich: Vor den geplanten Änderungen lagen die Kosten deutlich niedriger, sodass sich viele Unternehmen leichter für die Beschäftigung von Auszubildenden entscheiden konnten.
Diese drastische Kostensteigerung könnte dazu führen, dass viele Unternehmen weniger Auszubildende einstellen oder sogar ganz darauf verzichten. In Zeiten, in denen der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften hoch ist, könnte dies negative Folgen für die Zukunft des französischen Arbeitsmarktes haben.
Ein weiterer kritischer Punkt ist der Vergleich zwischen den Kosten eines Auszubildenden und eines Junior-Mitarbeiters in einer Festanstellung. Ein Junior-Mitarbeiter mit einem Bruttojahresgehalt von 30.000 € kostet das Unternehmen inklusive Lohnnebenkosten rund 39.000 € pro Jahr. Bei 1.505 Arbeitsstunden ergibt sich ein Stundenlohn von 26 €.
Im Vergleich dazu kostet der zuvor beschriebene Auszubildende 37 % mehr pro Stunde, nämlich 35,7 €. Diese Diskrepanz zeigt, dass der Anreiz, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren, zunehmend schwindet. Unternehmen könnten stattdessen eher auf fest angestellte Junior-Mitarbeiter setzen, da diese nicht nur günstiger sind, sondern auch über eine höhere Verfügbarkeit und Produktivität verfügen.
Diese Entwicklung führt zu einer Erosion des Ausbildungsmodells in Frankreich. Der eigentliche Zweck, junge Menschen praxisnah auszubilden und gleichzeitig Unternehmen qualifizierte Arbeitskräfte zu sichern, wird durch die neuen Rahmenbedingungen gefährdet. Ohne einen Kurswechsel könnte die Attraktivität der alternierenden Ausbildung stark sinken.
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Olivier