Trotz Überqualifikation: so bekommen Sie den Job in Frankreich dennoch
Mit einem Koffer voller Berufserfahrungen bewerben Sie sich auf Ihren Traumjob in Frankreich. Ihr Lebenslauf ist prall gefüllt, und das Motivationsschreiben glänzt durch die detaillierte Ausführung Ihrer bisherigen Berufserfahrungen in Deutschland. Die neue Anstellung in Frankreich verlangt zwar nur einen Bruchteil der Anforderungen, die Sie bereits vorweisen, doch gerade deshalb sollte die Zusage erst recht kein Problem sein oder? Schnell folgt das böse Erwachen, und das Unternehmen antwortet Ihnen mit einer Absage, Sie seien überqualifiziert. Wie Sie den französischen Personaler trotz überdurchschnittlicher Qualifikationen überzeugen können, haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.
2. Deutsche Universitätsabschlüsse problematisch für französische Personaler
3. Wie Sie trotz Überqualifikationen den Job erhalten: unsere 7 Tipps
Bei besonders qualifizierten Kandidaten, stellen sich Personalverantwortliche zunächst einmal die Frage, weshalb diese sich gerade auf die eine Stelle bewerben, obwohl sie dank ihrer Kenntnisse deutlich höher greifen könnten.
Folglich wird Ihre Motivation als Kandidat für den Posten angezweifelt, da Sie eventuell nur schnellstmöglich auf der Suche nach einer Stelle sind und deshalb jedes Angebot akzeptieren würden.
Schließlich spielt auch das Gehalt eine entscheidende Rolle... Denn aufgrund Ihrer besonderen Qualifikationen können Sie schnell eine Gehaltsverhandlung anfordern. Jedoch ist das entsprechende Budget im Unternehmen eventuell nicht vorhanden.
Außerdem kann sich die Integration in die neue Arbeitsumgebung als problematisch darstellen. Es wird befürchtet, dass Sie sich schnell langweilen oder es etwa zu Problemen im Umgang mit der Betriebsleitung kommt und Sie die Firma deshalb vorzeitig wieder verlassen werden.
Französische Personaler können sich schwer damit tun den Werdegang eines deutschen Kandidaten nachzuvollziehen. Trotz der Bologna Erklärung, haben Universitätsdiplome aus Deutschland nicht zwangsläufig den gleichen Stellenwert in Frankreich.
Berufsbezeichnung und die damit einhergehenden Aufgabenfelder müssen nicht unbedingt identisch zu den französischen Pendants sein. Schnell kann es bei dem Personalverantwortlichen zu Schwierigkeiten bei dem Entziffern der Hochschulzeugnisse kommen, denn dabei darf man nicht vergessen, dass es gewaltige Unterschiede zwischen dem französischen und dem deutschen Hochschulsystem gibt.
Wichtige Merkmale der französischen Hochschullandschaft
Zur Aufnahme an einer staatlichen französischen Universität genügt lediglich die Hochschulreife. Studiengänge sind nicht zulassungsbeschränkt, wie in Deutschland.
Frankreichs Bildungssystem zeichnet sich vor allem durch seine Grandes Ecoles aus. Dabei handelt es sich um Eliteschulen, dessen Konzept in Deutschland eher unbekannt ist. Die Elite-Hochschulen dienen der Ausbildung von besonders qualifizierten zukünftigen Mitarbeitern, um mit den Anforderungen von Industrie und Handel mitzuhalten.
Die Aufnahmevoraussetzungen verlangen allerdings, dass frischgebackene Abiturienten eine zweijährige Classe préparatoire besuchen. Dabei handelt es sich um Vorbereitungskurse, welche auf die Teilnahme an der nationalen Aufnahmeprüfung für den Zugang zu den verschiedenen Grandes Ecoles vorbereiten.
Nur einige hunderte Studenten bestehen jährlich die Aufnahmeprüfung. Französische Arbeitgeber stellen vorzugsweise "Ecoles-Absolvierende" für höhere Positionen ein. Ungefähr 84 % der Prüflinge der Grandes Ecoles werden problemlos als Manager eingestellt. Demgegenüber stehen lediglich 64 % der Universitätsabsolvierenden.
Tipp 1: Die richtige Übersetzung des Diploms
Selbst wenn Sie Ihren Abschluss an einer bekannten deutschen Universität erlangt haben, bedeutet dies nicht automatisch, dass der französische Personalverantwortliche den Stellenwert Ihres Diploms versteht. Wichtig ist in jedem Fall die richtige Übersetzung Ihres Hochschulzeugnisses. Setzen Sie sich deshalb unbedingt mit dem französischen Notensystem auseinander, so dass Sie nach dem Erhalt des übersetzten Dokuments, den akademischen Grad überprüfen können.
Tipp 2: Anerkennung von akademischen Titeln
Beim Anerkennen von akademischen Titeln kann grundsätzlich ein Vergleichbarkeitsnachweis bei Ihrer Hochschule angefragt werden.
Tipp 3: Dem französischen Arbeitgeber die deutsche Berufsbezeichnung erklären
Wichtig ist zunächst Ihre ehemaligen Aufgabenfelder detailliert im Lebenslauf aufzulisten. Allerdings kann man bei der Reglementierung bestimmte Berufsbezeichnungen auch die europäische Datenbank reglementierter Berufe aufrufen, um nach dem entsprechenden französischen Gegenstück zu suchen.
Tipp 4: Bewerbungsanschreiben
Nutzen Sie das Motivationsschreiben, um zu erläutern, weshalb Sie trotz Überqualifikationen für den Job geeignet sind. Heben Sie an dieser Stelle vor, inwiefern der neue Posten Ihrer persönlichen und professionellen Entwicklung weiterhelfen wird und auch weshalb Sie sich ausgerechnet für diesen einen Arbeitgeber entschieden haben. Um dem französischen Personaler seine Zweifel gegenüber Ihrer Einstellung zu nehmen, sollten Sie auch unbedingt untermalen, dass Sie die Stelle langfristig besetzen wollen.
Tipp 5: Lebenslauf
Hierbei gilt zu beachten, dass der französische CV nicht dem deutschen Lebenslauf entspricht. Grundsätzlich lässt sich ein französischer Lebenslauf deutlich besser komprimieren als der deutsche, weshalb Berufserfahrungen sowie bestimmte Kompetenzen gezielt ausgewählt werden können und andere wiederum nicht genannt werden müssen. Passen Sie Ihren CV gezielt auf die jeweilige Stellenausschreibung an.
Tipp 6: Konkrete Beispiele aus Ihrem Berufsleben im Gespräch aufzählen
Unterstreichen Sie Ihre Anpassungsfähigkeit und nennen Sie nur die Qualifikationen, die für den Posten relevant sind. Selbst wenn Sie in Ihrem vorherigen Job eine Führungsposition übernommen haben, die neue Stelle dies jedoch nicht erfordert, besteht keine Notwendigkeit diese Kompetenz zu erwähnen.
Tipp 7: Sich genauer über das Gehalt informieren
Vermeiden Sie es tunlichst horrende Angaben zu machen! Schließlich startet man nicht in der gleichen Position in Frankreich, wie diese, die man zuvor in Deutschland besetzt hat.
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