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Duzen oder Siezen am Arbeitsplatz in Frankreich: Regeln & Tipps

Duzen oder Siezen am Arbeitsplatz in Frankreich: Regeln & Tipps

Ist die französische Sprache nicht schön, mit all ihren kleinen Eigenheiten, die ihren Charme ausmachen? Und wenn es eine gibt, die von sich reden macht, dann ist es die Frage des Duzens. Auch wenn diese Frage in manchen Ländern keinerlei Rolle spielt, ist es in Frankreich und insbesondere in französischen Unternehmen ein echter Fauxpas, sich bei der Verwendung des "Sie" und des "Du" zu irren.



Wie es die französische Tradition vorgibt

1. Wie es die französische Tradition vorgibt

Es einige lästige Konventionen in Frankreich zu befolgen, wie unter anderem das Siezen und Duzen. Diese Förmlichkeit ist vielleicht schon bei Ihren Schwiegereltern oder dem Nachbarn, der vielleicht so alt ist wie Sie, ein Ärgernis, in der Firma kann dies allerdings ein echter Fehltritt sein.

Dennoch beginnt sich die Frage des Duzens des Vorgesetzten, welche vor kurzer Zeit noch unmöglich schien, abgesehen von einigen spezifischen Berufszweigen, allmählich in den gebräuchlichen Umgang einzufinden.

Auch wenn einige Angestellte sich durch das Verwenden des "Du" für ungezwungenere professionnelle Beziehungen aussprechen, ziehen andere das "Sie" vor, um eine gewisse Distanz zu wahren. Doch warum?

Das Duzen hat seine Grenzen und diverse Fallen, die Arbeitsbeziehungen auf das Spiel setzen können. Es ist richtig, dass der mit dem "Du" einhergehende Orientierungsverlust destabilisierend sein kann. Wie kann man sich also zurechtfinden und Unachtsamkeiten vermeiden?


2. Ein kurzer historischer Exkurs

Unter der Regierung absolutistischen Bourbonen im Königreich Frankreich, wurde das Duzen als pöbelhaft wahrgenommen. Erst durch die französischen Revolutionäre, setzte sich der Gebrauch des "Du" als egalitäre Praxis und Ausdruck durch, welcher eine einheitliche Verbindung zwischen allen Bürgern herstellte, unabhängig von ihrem Beruf, ihrer Funktion oder hierarchischen Stellen.

Dieses Unterfangen erfolgte durch das am 8. November 1793 veröffentlichte Dekret über das obligatorische Duzen. Diese Praxis verschwand unter der thermidorianischen Vereinbarung (1794/95) und das "Du" wurde ausschließlich in besonders intimen Kontexten verwendet oder während Besuchen von Bordellen.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts, konnte man den Übergang vom "Sie" zum "Du" beobachten, welcher vornehmlich sowohl von der Literatur als auch der Filmlandschaft beeinflusst wurde, unter anderem durch die berühmte Replik von Jean Gabin als Ganove an Michèle Morgan als wohlerzogene Bürgerin "T'as d'beaux yeux, tu sais" (Du hast schöne Augen, weißt du), worauf sie antwortet: "Embrasse-moi" (Küss mich)...

Die 68er Bewegung ebenso wie die angelsächsische Schwemme haben die sozialen Gepflogenheiten umgestürzt, wo ein einfaches "You" ausreicht, egal, wer angesprochen wird.



Du oder Sie - Dies hängt von der Firmenkultur ab

3. Du oder Sie? Dies hängt von der Firmenkultur ab

Arbeitsbeziehungen unterliegen bestimmten Richtlinien, und dazu gehören unter anderem das Duzen oder das Siezen unter Kollegen oder aber des Vorgesetzten. Steigt man neu in eine Firma ein, muss man sich den Sitten und Gebräuchen des Unternehmens oder des Sektors bekannt machen. Bestehen Zweifel oder sind die Anweisungen unklar, ist das "Sie" vorzuziehen und abzuwarten, dass einem das "Du" angeboten wird.

Das "Du" kreiert eine gewisse Nähe

Das "Du" und das "Sie" sind sprachliche Werkzeuge, die es uns erlauben, sowohl Nähe als auch Distanz herzustellen. Beide drücken mehr oder weniger bewusste Strategien innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft aus: während das "Sie" distanziert, bricht das "Du" mit der Formalität.

Das "Sie" hält auf Distanz

Das Pronomen "Sie" steht für die in professionellen Beziehungen notwendige Distanz und wirkt zugleich raffinierter.

Aber diese extreme Höflichkeit kann auch zur Unhöflichkeit werden, wenn zum Beispiel eine junge Assistentin darauf beharrt, ihre Vorgesetzten zu siezen und ihr damit das Bild einer Frau mittleren Alters vermittelt.

Was ist zu tun, wenn mir kein Respekt auf der Arbeit entgegengebracht wird?

Das "Du" involviert eine psychologische Annäherung, welche den Anschein einer Freundschaft vermittelt und dadurch als manipulativ erscheinen kann. Es ist nicht immer leicht zwischen einem "Sie", das Distanz durchsetzt und einem gezwungenen "Du" zu wählen. Dennoch nehmen uns Trends diese Entscheidung häufig ab...


4. Das "Du" als Modeerscheinung

Das Ziel heutiger Firmen ist es, Nähe zwischen den Angestellten, eine weniger formelle und dafür eine entspannte Arbeitsatmosphäre zu schaffen und den Teamgeist sowie das Gefühl von Zugehörigkeit zu fördern.

Das "Du" hat nunmehr seine Glanzstunde erreicht und wird allmählich zur Mode. Unternehmen vermitteln durch dessen Gebrauch ein dynamisches Firmen-Image. Durch abgeflachte Hierarchien und sektorübergreifender Arbeit, konstruiert und verstärkt das "Du" den Zusammenhalt.

Vorsicht: In gewissen Branchen bleibt das Siezen dennoch unabdingbar (Gesundheitssektor, Bankenbranche, uvm.).


5. Die "Du-Falle"

Die mitschwingende Vertrautheit des "Du" erschwert paradoxerweise professionelle Beziehungen und kann sogar Unwohlsein im Job hervorrufen. Sein Gebrauch ist niemals harmlos.

Jemanden zu duzen vermittelt den Eindruck, Beziehungen zu enthärten und jeglicher Art von Konflikt auszuweichen. Dennoch darf das Duzen des Vorgesetzten nicht dazu verleiten, dessen Führungsposition zu untergraben, denn letztendlich hat er die Macht, Sie zurechtzuweisen, sobald es etwas anzumerken gibt.

Des Weiteren kann es sein, dass einige Angestellte, die ihren Chef duzen, sich bei wichtigen Gesprächen, wie über Gehaltserhöhungen oder bessere Arbeitsbedingungen, weniger sicher fühlen.

In einer Kunden-Lieferanten-Beziehung beispielsweise, stellt der Übergang vom "Sie" zum "Du" eine echte Gefahr dar. Beide Parteien sind über die Zeit hinweg vertrauter miteinander geworden, welche zum Problem werden könnte.



Start-ups und das Duzen des Chefs

6. Start-ups und das Duzen des Chefs

Nichtsdestotrotz wurde in Start-Ups die Frage über die richtige Umgangsform meist schnell geklärt: alle duzen sich, vom Chef bis zum Angestellten. Aber warum? Diese Unternehmen versuchen sich an neuen Managementformen sowie einer modernisierten, offeneren Unternehmenskultur.

Diese Methode erlaubt ihnen, sich an das neue Publikum anzupassen, welches sich in deren Firma integriert, und zwar junge Generationen, die nach mehr Nähe zur Geschäftsführung streben sowie einer weniger angespannten und formelleren Arbeitsatmosphäre, als sie noch bei Ihren Vorgängern zu finden war.


7. Einige praktische Hinweise

Vermeiden Sie zwischen dem Duzen und Siezen zu wechseln

Nach einem Konflikt nehmen beide Seiten Distanz ein und gehen erneut zum "Sie" über. Dies bedeutet, dass es sich zuvor um ein falsches "Du" handelte, was nur noch mehr Unwohlbehangen kreiert. Außerdem vermittelt dieses Verhalten eine Art von Schwäche, da die Person sich hinter dem "Sie" versteckt, weil sie den Boden unter den Füßen verliert. Man muss sich die notwendige Zeit nehmen, das "Du" ist nämlich eine Einbahnstraße.

Wählen Sie die Methode, mit der Sie sich am besten fühlen

Bringen Sie Ihre Schwierigkeit bezüglich des Duzens zum Ausdruck und behalten Sie die Umgangsform bei, die Ihnen am natürlichsten erscheint. Entwickelt sich diese mit der Zeit weiter, ist dies die beste Lösung, allerdings ist es ebenfalls möglich, jemanden zu siezen und gleichzeitig bei seinem Vornamen zu nennen, welches einen Mittelweg der Annäherung darstellt. Nun sind Sie mit der Kunst sowie dem Umgang des Siezen und des Duzen in einem französischen Unternehmen vertraut.

Meinung der Redaktion: "Du" oder "Sie", eine persönliche Wahl

Einen Kollegen oder Chef zu siezen oder zu duzen, sollte sich natürlich ergeben. Unter keinen Umständen sollten Sie irgendetwas erzwingen und vor allem nicht versuchen, Ihr eigenes Gesetz anderen aufzudrängen. Manche Menschen dulden es nicht, geduzt zu werden. Sicherlich sind Sie damit vertraut: die Freiheit des einen beginnt dort, wo die Freiheit des anderen endet...

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