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Zurück ins Elternhaus: Warum 1,3 Millionen berufstätige Franzosen noch bei ihren Eltern leben

Zurück ins Elternhaus: Warum 1,3 Millionen berufstätige Franzosen noch bei ihren Eltern leben

Trotz eines festen Arbeitsplatzes, leben in Frankreich immer mehr junge Erwachsene weiterhin bei ihren Eltern. Was auf den ersten Blick nach Bequemlichkeit aussieht, verbirgt oft eine tiefergehende Problematik. Aber was bedeutet das langfristig für die Betroffenen und welche Lösungen gibt es, um diesen Trend umzukehren?

 



Warum immer mehr Berufstätige bei den Eltern leben

1. Warum immer mehr Berufstätige bei den Eltern leben

Es ist eine stille, aber tiefgreifende Veränderung, die in Frankreich immer mehr an Bedeutung gewinnt. 1,3 Millionen berufstätige Menschen, viele davon im Alter von 25 bis 35 Jahren, leben noch bei ihren Eltern. Diese Zahl wirkt nicht nur auf den ersten Blick erstaunlich, sie erzählt auch die Geschichte einer Generation, die zwischen Unabhängigkeit und Abhängigkeit feststeckt. Laut der Fondation Abbé Pierre leben insgesamt fünf Millionen Erwachsene weiterhin bei ihren Eltern – eine Situation, die für viele mit widersprüchlichen Gefühlen verbunden ist.

In Frankreich wird für solche Menschen oft der Ausdruck „Tanguy“ verwendet. Dieser Begriff stammt aus einem bekannten französischen Film von 2001, in dem ein 28-jähriger Mann trotz seines Alters nicht bereit ist, das Haus seiner Eltern zu verlassen. Heute wird der Name „Tanguy“ verwendet, um humorvoll, aber auch kritisch auf diejenigen hinzuweisen, die lange im Elternhaus wohnen bleiben, obwohl sie finanziell unabhängig sein könnten oder sollten.



Die Gründe hinter dieser Lebenssituation

2. Die Gründe hinter dieser Lebenssituation

Es ist leicht, sich zu fragen: Warum bleibt man noch zu Hause, wenn man doch berufstätig ist? Die Antwort ist oft komplexer, als sie scheint. Der offensichtlichste Grund sind die hohen Mieten. In Städten wie Paris können die Mietpreise schwindelerregende Höhen erreichen. Eine Einzimmerwohnung kostet schnell über 800 Euro – ein Betrag, den viele junge Erwachsene, die oft in unsicheren Arbeitsverhältnissen stehen, einfach nicht aufbringen können.

Hinzu kommen prekäre Arbeitsverhältnisse. Befristete Verträge, schlecht bezahlte Praktika oder unregelmäßige Arbeitszeiten erschweren es, die finanzielle Stabilität zu erreichen, die nötig ist, um eine eigene Wohnung zu finanzieren. Das Gefühl, auf der Stelle zu treten, ist weit verbreitet. Man arbeitet, bemüht sich, aber es reicht einfach nicht aus, um den entscheidenden Schritt in die Selbstständigkeit zu machen.

Doch es gibt auch familiäre und kulturelle Faktoren, die eine Rolle spielen. In manchen Familien ist es vollkommen normal, dass Kinder bis ins Erwachsenenalter bei den Eltern bleiben. Man unterstützt sich gegenseitig, und das Verlassen des Elternhauses wird nicht als dringlich angesehen. Diese Sichtweise kann auch in Frankreich zunehmend beobachtet werden, insbesondere in Krisenzeiten, in denen es wichtiger denn je scheint, als Familie zusammenzuhalten.



 Die emotionalen und sozialen Herausforderungen

3. Die emotionalen und sozialen Herausforderungen

Das Leben bei den Eltern kann bequem und finanziell entlastend sein, doch es hat auch seine Schattenseiten. Selbstständigkeit und das Gefühl, auf eigenen Beinen zu stehen, sind für viele junge Erwachsene wichtige Meilensteine im Leben. Das Verbleiben im Elternhaus kann dieses Gefühl jedoch dämpfen. Es ist, als ob man in einer Art Zwischenwelt lebt – weder Kind noch vollständig erwachsen.

Freundschaften und Beziehungen können ebenfalls darunter leiden. Während viele Altersgenossen bereits in ihrer eigenen Wohnung leben, fühlt man sich oft, als sei man "zurückgeblieben". Die Unsicherheit, wie lange man noch bei den Eltern bleiben wird, kann zu einem Gefühl der Stagnation führen. Dabei kommt oft die Sorge hinzu, dass man sich nicht in der gleichen Geschwindigkeit weiterentwickelt wie andere.

Auch die Beziehung zu den Eltern selbst kann unter dieser Lebenssituation leiden. Die familiäre Nähe, die in der Kindheit als schützend empfunden wurde, kann nun zu Spannungen führen. Unterschiedliche Tagesabläufe, das Bedürfnis nach Privatsphäre oder das Gefühl, den eigenen Raum nicht zu haben – all das kann das Zusammenleben belasten.



 Mögliche Wege aus dieser Situation

4. Mögliche Wege aus dieser Situation

Es gibt keinen einfachen Weg aus dieser Situation, doch es gibt Lösungsansätze, die helfen können, das Leben von jungen Arbeitnehmern zu verbessern. Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum muss eine Priorität werden. Sozialwohnungen oder staatliche Mietzuschüsse könnten jungen Berufstätigen den entscheidenden Schub geben, den sie benötigen, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Auch auf dem Arbeitsmarkt sind Reformen dringend notwendig. Stabile und sichere Arbeitsverhältnisse würden es vielen ermöglichen, langfristige Entscheidungen zu treffen, ohne die Angst, im nächsten Monat ohne Einkommen dazustehen. Steuerliche Anreize für diejenigen, die das Elternhaus verlassen, könnten ebenfalls dazu beitragen, den Übergang zu erleichtern.

Und schließlich sollten wir nicht vergessen, dass auch gesellschaftliche Normen eine Rolle spielen. Der Druck, so schnell wie möglich das Elternhaus zu verlassen, muss verringert werden. Jeder hat sein eigenes Tempo, und der Schritt in die Unabhängigkeit sollte nicht durch soziale Erwartungen, sondern durch persönliche Reife und finanzielle Stabilität bestimmt werden.

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Jérôme

Jérôme Lecot