Der Berufseinstieg in Frankreich als deutschsprachiger Absolvent
Auch in Frankreich hat die Wirtschaftskrise ihre Spuren hinterlassen: Die Arbeitslosenquote liegt in Frankreich bei 10% und ist damit höher als in Deutschland, wo die Quote bei 7% liegt (Eurostat, Juni 2010). Man muss dabei bedenken, dass Menschen unter 25 Jahren öfter arbeitslos sind, als dies in Deutschland der Fall ist (23,3 % gegenüber 10,4 %, Eurostat 2009).
Allgemeine Informationen zum Berufseinstieg für Hochschulabsolventen
Hochschulabsolventen finden im Allgemeinen leichter eine Anstellung, als Personen ohne oder mit geringer Qualifikation. Jedoch bestehen auch bei der Gruppe der Hochschulabsolventen große Unterschiede, abhängig davon, ob sie an einer Universität oder einer der Grandes Ecoles studiert haben, an denen bekanntermaßen die Elite Frankreichs ausgebildet wird. Somit haben diese Absolventen im Normalfall keine Probleme einen sehr guten Arbeitsplatz zu bekommen. Die Arbeitslosenquote lag 2009 bei dieser Gruppe bei 4%, bei den Abgängern der Universitäten nach einem Bachelor bei 7% und nach einem Master bei 6%.
Der Unterschied wirkt sich natürlich auch auf das Gehalt aus: Zum Vergleich verdiente ein Absolvent der Grandes Ecoles nach 3 Jahren bereits 2.200€ netto im Monat, ca. 400 € mehr als Absolventen der Universität mit Masterabschluss. Wer seinen Abschluss an einer deutscher Hochschulen gemacht hat, wird von französischen Arbeitgebern meist wie Absolventen der französischen Universitäten angesehen.
Vergleichbar zu den Verhältnissen in Deutschland, haben auch in Frankreich Absolventen des Ingenieurwesens (vor allem im IT-Bereich und Baubranche), im Bereich Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung (sofern man durch Praktika Berufserfahrung gesammelt hat) und im Bankwesen gute Einstiegschancen auf dem Arbeitsmarkt, wohingegen Absolventen der Geisteswissenschaften, der Physik und Chemie, der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Marketing und Internationaler Handel, der Kommunikation und des Designs es schwieriger haben, da es dort zur Zeit mehr Bewerber als freie Stellen gibt (Angaben der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer und der französischen Arbeitsagentur, France Travail). Regional betrachtet, bestehen die größten Chancen auf einen Arbeitsplatz in den Regionen Île de France, Rhône-Alpes und Centre, denn hier wurden 2009 viele neue Stellen geschaffen.
In beiden Ländern gilt: persönliche Kontakte können helfen, einen Einstieg ins Berufsleben zu bekommen. Daher empfiehlt es sich, bereits während des Studiums vorzusorgen und durch Praktika bereits Kontakte zu Unternehmen und Firmen aufzubauen, denn zum Beispiel erhielt jeder fünfte Master-Absolvent der Ingenieur- oder Wirtschaftswissenschaften in Frankreich die erste feste Stelle über Beziehungen.
Siehe: Unsere Tipps um einen Job in Frankreich und Paris zu finden
Perspektiven in der internationalen Wissenschaft und Forschung
Wer sein Studium abgeschlossen hat und nun eine Promotion anstrebt, für den gibt es mehrere Möglichkeiten, dies auch in Frankreich zu tun. Normalerweise ist ein forschungsorientierter Master (master recherche) nachzuweisen, um in Frankreich ein Doctorat absolvieren zu können, jedoch kann man durch den Nachweis von Kenntnissen im wissenschaftlicher Arbeiten und einem besonders interessanten Forschungsthema auch ohne diesen Abschluss das Promotionsstudium aufnehmen. Dieses dauert 3 Jahre und endet mit einer schriftlichen Doktorarbeit (thèse), die verteidigt werden muss, eine mündliche Prüfung wird nicht abgehalten.
Eine weitere Möglichkeit ist, eine binationale Promotion ins Auge zu fassen („cotutelle de thèse"). Damit kann man seine wissenschaftlichen Beziehungen zu Frankreich und Deutschland betonen. Nähere Informationen gibt es unter www.hrk.de (> Service für Hochschulmitglieder > Cotutelle) oder bei der Deutsch-Französischen Hochschule. Wer diesen Weg einschlägt, hat auch die Möglichkeit vom Stipendienprogramm „Eiffel Doctorat" zu profitieren, welches Frankreich-Aufenthalte von hoch qualifizierten deutschen Doktoranden sowie Doktoranden mit binationalem Promotionsstudium fördert. Weitere Informationen finden Sie unter www.egide.asso.fr.
Frankreich ist im EU-Raum sicher der wichtigste Partner Deutschlands auf dem Gebiet der Forschungszusammenarbeit. Eins der großen französischen Forschungsorganisationen ist das Centre National de la Recherche Scientifique (www.cnrs.fr). Hier nur einige Beispiele für die enge bilaterale Kooperation: Seit 25 Jahren herrscht eine enge und konstruktive Kooperation im Bereich des spurgeführten Hochgeschwindigkeitsverkehrs im Bahnbetrieb (www.deufrako.org), welche seit fünf Jahren auch auf die Bereiche Güterverkehr, Verkehrstelematik und "Städtischer Verkehr und Mobilität" übertragen wird. In der Biotechnologie wird zwischen den nationalen Programmen "génoplante" (www.genoplante.com) und "GABI" (www.gabi.de) eng zusammen gearbeitet. Außerdem werden in der Raumfahrt- und Luftfahrtforschung, der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Meeres- und Polar-, Energie-, Gesundheits- sowie Umwelt- und Klimaforschung sowie der Nano- und Lasertechnologie immer wieder fachliche Kooperationen abgeschlossen und vorangetrieben. Informationen zu den großen Forschungsprogrammen findet man auf der Seite www.internationale-kooperation.de des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das Nato-Wissenschaftsprogramm „Science for Peace and Security" (www.nato.int) und die europäische Forschungsinitiative „EUREKA" (www.eureka.be) sind dabei besonders hervor zu heben.
Weitere wichtige Links über Stipendien, Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten für Forscher und Wissenschaftler:
- http://ec.europa.eu/euraxess: dort sind auch Links zu den einzelnen nationalen Mobilitätsportalen mit ihrem Beratungs- und Informationsangebot für Wissenschaftler verzeichnet
- http://cordis.europa.eu: freie Doktoranden- und Postdoktorandenstellen vieler Fachrichtungen in Europa