Deutsch-französischer Stellenmarkt: Ihre Chancen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (PME/KMU)
Wer heutzutage vom deutsch-französischen Wirtschaftsduo spricht, denkt dabei vor allem an die großen Namen der deutschen und französischen Unternehmen. Dabei finden 80 % der wirtschaftlichen Kooperationen in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU, frz. PME, Petites et moyennes entreprises) statt. Lesen Sie hier, welche Vorteile eine Bewerbung in einer PME für Sie haben kann.
Große Namen vs. kleine Unternehmen (PME)
99,7 % aller deutschen Unternehmen sind mittelständische Unternehmen. Aber was genau ist der Mittelstand? Die französischen PME werden, wie auch die deutschen KMU, rein quantitativ unterschieden. PME sind Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten, KMU per Definition des Instituts für Mittelstandsforschung BONN (IfM Bonn) Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern. PME und KMU dürfen einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro nicht überschreiten. Nach Definition des IfM Bonn gilt ein Unternehmen aber erst dann als mittelständisch, wenn es die Anforderungen der KMU und zudem die Eigentums- und Leitungsrechte in der Person des Unternehmers bzw. deren Familie erfüllt? Deutsche mittelständische Unternehmen sind danach qualitativ gesehen Familienunternehmen. Natürlich üben die großen Namen einen besonderen Reiz auf junge Absolventen aus, die davon träumen, bei den großen international wichtigen Firmen ins Berufsleben einzusteigen. Dennoch hat eine Bewerbung in kleinen oder sehr kleinen Unternehmen (frz: PME=petite ou moyenne entreprise, TPE=très petite entreprise) durchaus einige Vorteile.
Da muss jeder Bewerber für sich selbst entscheiden, welche Aspekte im Vordergrund stehen.
L'Oréal in Paris oder Düsseldorf, EADS in Toulouse oder München, LVMH in Paris oder Düsseldorf...die Wünsche der Absolventen wiederholen sich Jahr für Jahr. Dieses Phänomen lässt sich vielleicht in einigen Fällen mit mangelndem Einfallsreichtum erklären, aber genauso gut kann es der Wunsch nach einer namhaften Etappe im Lebenslauf sein, der diese Präferenzen hervorruft. Dennoch schwimmen einige gegen den Strom und wagen auch außerhalb dieser großen Namen einen Einstieg. Das kann durchaus eine kluge Entscheidung sein!
Diese Karte zeigt, in welches Land jedes französische Departement im Jahr 2020 am meisten exportiert hat. Deutschland ist gut vertreten. (Quelle: France_in_maps / Le kiosk Finance)
Die Vorteile einer PME
Wenn man sich für ein Unternehmen interessiert, das zu den PME (KMU) zählt, ist es wichtig, sich vorab genau über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu informieren. Am besten achtet man darauf, dass es sich um ein expandierendes und erfolgreiches Unternehmen handelt oder in aussichtsreiche Märkte investiert. Es gibt mehr erfolgreiche PME als man denkt, vor allem im Dienstleistungssektor, aber auch in der Industrie, insbesondere in hochgradig spezialisierten Bereichen. Genau das bietet eine sehr gute Alternative für einen jungen Ingenieursabsolventen.
Eine wachsende Zahl der PME in Frankreich suchen nach jungen Absolventen mit Bac+5 und bieten diesen immer mehr spannende Angebote. Das ist sicher auch eine Generationenfrage. In der Mehrzahl aller PME sitzen heute ehemalige Absolventen von Grandes Ecoles oder universitären Masterstudiengängen an der Spitze, entweder als Gründer oder Nachfolger in der Firmenleitung. Da ist es nur normal, dass sie sich vor allem an die Bewerber wenden, die dieselbe oder ähnliche Ausbildungen durchlaufen haben wie sie selbst.
Personalsuche in einer PME
Die Einstellung neuer Mitarbeiter ist auch für das Unternehmen immer eine Herausforderung. Aber sind die Chancen einer erfolgreichen Bewerbung bei kleinen Unternehmen höher? Nicht unbedingt, denn zwar wird es für eine Stelle weniger Bewerber geben, als bei den großen multinationalen Konzernen, aber gleichzeitig bieten diese natürlich auch sehr viel mehr Stellen an. Zumindest für die kleinen Unternehmen ist die Suche nach einem neuen Mitarbeiter immer sehr strategisch ausgerichtet. Verständlicherweise, denn für ein Unternehmen, das aus 20 Mitarbeitern besteht, ist es viel wichtiger, dass der neue Mitarbeiter sich gut in das Team einfügen kann und die ihm übertragenen Aufgaben voll erfüllt. Andernfalls kann das gesamte Unternehmen Schaden davontragen. Für den Personalchef ist es also umso wichtiger, dass er den Eindruck bekommt, dass der neue Mitarbeiter tatsächlich eine Bereicherung für sein Unternehmen ist.
Das Bauchgefühl ist dabei ein wichtiger Faktor bei der Auswahl der Bewerber. Da ein sehr kleines Unternehmen sehr viel fragiler ist, als große Konzerne, gibt es in der Regel kein ausgearbeitetes Auswahlverfahren, sondern ganz klassisch ein Gespräch mit dem Personalchef, eventuell noch mit einer zweiten Person und schon kann es klappen mit der neuen Stelle, vorausgesetzt die Chemie auf beiden Seiten stimmt. In den etwas größeren PME dagegen läuft das Auswahlverfahren ähnlich wie in den großen Konzernen.
Die gute Eingliederung ist das A und O in kleinen Unternehmen und genau das kann die Zufriedenheit der Mitarbeiter ausmachen. In kleinen Unternehmen sind multifunktionale Stellen an der Tagesordnung. Anders als in großen Firmen, wo es verschiedene Abteilungen für jeden Bereich/ jeden Arbeitsschritt gibt, werden diese Tätigkeiten projektbezogen oft von einer Person/ einer Abteilung umgesetzt. Das gibt den Mitarbeitern das Gefühl gebraucht zu werden und tatsächlich eine wichtige Rolle im Unternehmen zu spielen. Die Motivation wird außerdem dadurch angespornt, dass man sehr viel mehr Freiheiten in der Ausgestaltung von Abläufen hat, eigene Ideen leichter vorschlagen und umsetzen und Kreativität ins Spiel bringen kann. All das ist möglich, da man eine breite übergreifende Sicht über die Abläufe hat.
Chancen auf eine Stelle in einer PME
Aussichten und Prognosen Ihrer Chancen bei einer Bewerbung sind meist schwer zu formulieren, da dabei viel vom jeweiligen Unternehmen abhängt. Wenn das Unternehmen sich gerade so über Wasser halten kann, wird es schwer an Aufstiegschancen zu denken. Umgekehrt dagegen stehen alle Türen nach oben offen, wenn das Geschäft brummt.
Deutsch-französische Jobs in PME/KMU: Fazit
Fazit: Auch wenn der große Name fehlt, haben kleine und mittlere Unternehmen in Frankreich einiges zu bieten, was man bei großen und sehr großen Konzernen nicht vorfindet. Und da heutzutage sehr viele PME auch international vernetzt sind, hinken sie auch in diesem Punkt den großen Unternehmen kaum mehr hinterher. In diesem Sinne: Viel Erfolg!