Arbeiten in der Industrie in Frankreich: Berufe und Unternehmen
Vor dem Hintergrund der Deindustrialisierung und weitreichenden Sozialplänen, wird die französische Industrie häufig als altmodisch, hart und männerdominiert wahrgenommen. Die Realität ist allerdings wesentlich vielschichtiger. Die Industriebranche will ihr Image wieder aufpolieren, denn auch in Krisenzeiten sind nicht alle Sektoren im Niedergang begriffen, und es gibt weiterhin viele Arbeitsplätze.
Häufig ist die Rede davon, dass es schlecht um die Industrie steht... dies ist schlicht eine Verallgemeinerung! Tatsächlich aber bleiben viele Stellen aufgrund mangelnder Bewerbungen unbesetzt.
Die gesuchten Profile sind vielfältig: von CAP bis Bac+5. Einige Bereiche leiden unter einem schlechten Image, wie z.B. die Zerspanung, obwohl es an Jobangeboten in diesem Bereich nicht mangelt.
Im folgenden präsentieren wir Ihnen 4 Vorurteile sowie 5 gute Gründe, die für die Industrie in Frankreich sprechen. Dazu stellen wir Ihnen die 6 begehrtesten Jobs aus diesem Sektor vor.
2. Top 5 der Gründe, die für die Industrie in Frankreich sprechen
3. Top 6 der begehrtesten Jobs in der französischen Industrie
1. Die französische Industrie ist veraltet
Bei Deindustrialisierung denkt man an Stellenabbau, an Abwanderung von Fachkräften in Schwellenländer sowie an die Abwärtsspirale industrieller Gruppen, die einst Aushängeschilder der französischen Republik waren.
Jérôme Lecot, Geschäftsführer der deutsch-französischen Personalvermittlung Eurojob-Consulting, dazu.
"Trotzdem gibt es nach wie vor zahlreiche Möglichkeiten, etwa bei international aufgestellten Unternehmen zu arbeiten oder sie bei der Entwicklung neuer, vielversprechender Aufgabengebiete zu unterstützen."
Die Industrie ist kein gleichförmiger Block, eher eine sehr heterogene Branche. Neben der Stahlindustrie mit ihren Hochöfen sind in Frankreich wichtige Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen angesiedelt. Darunter etwa Firmen aus folgenden Branchen:
Automobil: Groupe PSA, Renault
Bahntechnik: Alstom
Banken: BNP Paribas, Société Générale, Crédit Agricole
Bau: Vinci
Baustoff: Saint-Gobain
Einzel- und Großhandel: Carrefour
Energie: Engie, Orano, Veolia, Total, Air Liquide
Kosmetik: L'Oréal, Yves Rocher
Lebensmittel: Danone
Luftfahrt: Dassault Aviation, Airbus, Safran, Thales
Pharma: Sanofi
Reifen: Michelin
Stahl: ArcelorMittal
Versicherung: AXA
2. In der Industrie wird wenig Personal eingestellt
Die Industrie wurde in den letzten Jahren massiv umstrukturiert, was den hohen Verlust von Arbeitsplätzen erklärt. Dennoch werden zahlreiche Jobmöglichkeiten und hochwertige Arbeitsplätze in Frankreich angeboten. Bis 2025 müssen französische Industrieunternehmen rund 250.000 Mitarbeiter einstellen. Gesucht werden Profile auf allen Ebenen (CAP, was einer Ausbildung in Frankreich entspricht, bis hin zu Ingenieurabschlüssen).
Die Berufe verändern und entwickeln sich mit der Technologie, während andere entstehen, die den Erwartungen und den fast angeborenen Fähigkeiten junger Menschen entsprechen:
- Data Scientist
- Industrieprogrammierer
- Technologe
- Robotertechniker
- Cobot-Ingenieur
- 3D-Techniker
- Experte für Virtual Engineering
Auf der einen Seite haben Unternehmen zunehmend Back Office Jobs ausgelagert, auf der anderen Seite haben sie Produktionsstätten verlagert, wobei meist nur die lukrativsten Aktivitäten im Land blieben. Dementsprechend sind Führungskräfte mehr und mehr in der Industrie vertreten.
Laut Apec haben Hochschulabsolventen besonders gute Chancen im Maschinenbau und in der Metallindustrie (bis zu 1400 Stellen), in der Industrie für elektronisches Zubehör (bis zu 1000 Jobs) und im Schienenverkehr (bis zu 500 Posten). Die Chemie-Industrie und die Pharmabranche werden in diesem Jahr etwa genauso viele Absolventen einstellen wie in den vergangenen Jahren (bis 600).
3. Frankreichs Wirtschaft ist nicht sehr innovativ
Das Vorurteil ist schlichtweg falsch, wenn man Jérôme Lecot glaubt, für den Innovationen ein Schlüsselfaktor für den Erfolg in der Industrie sind und ein sehr starker Faktor um junge Ingenieure anzuziehen. Viele Unternehmen sind auf der Suche nach leidenschaftlichen und erfinderischen Ingenieuren, die offen für eine Arbeit auf internationaler Ebene und für die Entwicklung neuer Produkte aus dem Bereich der Massenkonsumgüter sind.
Jérôme Lecot verweist auf Neuerungen in Berufen, die im Zusammenhang mit der Energieeffizienz stehen.
Dem kann Aude Nicolas, die im letzten Jahr als Projektleiterin in der Qualitätssicherung eingestellt wurde, nur zustimmen. Die Ingenieurin von der Elitehochschule École Nationale Supérieure de Géologie hat auch einen Master im Nachhaltigkeitsmanagement der Wirtschaftshochschule HEC Paris und nimmt an der Verbesserung interner Reportings zu Umweltthemen teil. Sie arbeitet außerdem daran, im Unternehmen eine Politik des ökologischen Designs umzusetzen.
4. Die Industrie ist eine Männerdomäne
Ein Vorurteil, das laut Jérôme Lecot, zum Teil zutrifft wie er erklärt:
"Die Industrie bleibt zu großen Teilen eine Männerdomäne. Das liegt sicher daran, dass die Ingenieurschulen bis heute immer noch nur wenige Studentinnen anziehen."
Kernenergie, Maschinenwesen und Informatik, um nur drei Beispiele zu nennen, geben sich Mühe, den Frauenanteil in ihren Teams zu erhöhen. Auf dem Gebiet werden lobenswerte Anstrengungen unternommen. Zahlreiche Unternehmen wie Coca Cola und Total haben Projekte ins Leben gerufen, um mehr Frauen in ihren Teams oder der Betriebsleitung zu haben.
1. Mindestens 250.000 neue Arbeitsplätze pro Jahr bis 2025
Der Industriesektor in Frankreich plant jährlich 250.000 Menschen einzustellen, davon allein 100.000 in der Metallurgie. Seit 2019 erlebt die Trikolore-Industrie einen neuen Aufschwung. In Frankreich entstehen mehr Fabriken als geschlossen werden, die Beschäftigung hat sich stabilisiert und sogar wieder zugenommen.
Für einige Positionen hat der Sektor aufgrund eines Mangels an Bewerbern Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und muss zudem langfristig einstellen, um die Alterung der Belegschaft zu bewältigen. Im Maschinenbau oder in der Metallurgie sind weniger als 5 % der Beschäftigten unter 25 Jahre alt, in der Bahn-, Automobil- oder Schiffbauindustrie sind es weniger als 3 %.
2. Mehr als jedes zweite Unternehmen hat Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung
In der mechanischen oder metallverarbeitenden Industrie hatte mehr als jeder zweite Arbeitgeber (52 %) im Jahr 2020 Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung. In der gesamten Branche werden derzeit 37 % der Einstellungen mit unbefristeten Verträgen vorgenommen, um Talente zu gewinnen und zu binden. Jérôme Lecot stellt fest:
"Das ist etwas, was wir seit den frühen 2000er Jahren nicht mehr gesehen haben."
Derzeit bieten Industrieunternehmen eher unbefristete als befristete Arbeitsverträge an, wenn sie die seltene Perle gefunden haben, die für die Erfüllung von Aufträgen benötigt wird. Einige der derzeit am meisten gesuchten Berufe sind Schlosser, Kesselschmied, Mechaniker oder auch Gießerei- und Verbundwerkstoffmechaniker. Ingenieure sind immer heiß begehrt.
3. Die Branche wird robotisiert und digitalisiert
Abgesehen von Luxusgütern, Pharmazeutika und Luftfahrt leidet die Industrie in Frankreich immer noch unter einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit ihres Angebots. Um mit Deutschland oder China mithalten zu können, muss es sich nach oben bewegen und roboterhafter werden. Die Regierung investiert Geld, um zu modernisieren. Im Januar 2018 wurde ein 10-Milliarden-Euro-Innovationsfonds zur Verfügung gestellt, um bahnbrechende Innovationen zu unterstützen.
Unternehmen, die einen Fuß in der Zukunftsbranche haben, gibt es bereits. Sie tragen das Label La French Fab, ein Schaufenster für französisches Industrie-Know-how. Diese Unternehmen sind digitalisiert, verwenden neue Prozesse sowie Materialien, sind weniger energieintensiv und umweltfreundlich.
Pascal Laurin, Direktor Industrie 4.0 von Bosch Frankreich, sagt:
"An unseren Produktionsstandorten setzen wir schon heute die Technologien der Industrie der Zukunft um."
Philippe Darmayan, Präsident von ArcelorMittal und der Industry of the Future Alliance, resümiert:
"Die Industrie ist nicht mehr die Fabrik, die Rauch ausspuckt. Sie wird zu einem Vehikel für Digitales und Kreativität. Und junge Menschen können das Produktangebot wirklich verändern."
Mehrere Industriezweige modernisieren und innovieren bereits:
- 3D-Druck
- Robotik
- Virtual Reality
- Digitalisierung der Produktion
- Big Data
4. Vielversprechende Jobmöglichkeiten in Instandhaltungsbereich
Jérôme Lecot dazu:
"Wartung, davon träumt niemand. Und doch ist es ein Bereich, in dem sich die Arbeitsplätze am stärksten verändern. Es geht nicht mehr nur darum, eine kaputte Maschine zu reparieren, sondern vor dem Ausfall einzugreifen, indem man eine vorbeugende oder sogar vorausschauende Wartung durchführt."
Ohne Techniker und Ingenieure, die für die Wartung zuständig sind, funktioniert das Unternehmen nicht mehr. Dies sind Jobs, die investigative und kommunikative Fähigkeiten erfordern. Es geht darum, zerbrechliche Teile zu identifizieren, die kaputt gehen, sich mit allen Abteilungen des Unternehmens auszutauschen (Einkauf, Produktion, Qualität, etc.) und natürlich immer wieder zu reparieren.
Ein weiterer Vorteil der Instandhaltungsberufe: Sie können in verschiedenen Industriezweigen arbeiten, von der Automobilindustrie über die Luftfahrt bis hin zur Elektronik.
5. Die Industrie zahlt oft mehr!
Die Löhne in der Industrie in Frankreich sind oft höher als in vielen anderen Branchen. Zum Beispiel bietet der Sektor der Technologiebranche, in dem 1,5 Millionen Menschen beschäftigt sind, Gehälter, die im Durchschnitt 15 % höher sind als die eines durchschnittlichen Angestellten in der Privatwirtschaft. Die gesamte Branche zahlt laut der Generaldirektion für Unternehmen im Wirtschaftsministerium 13 % mehr als der Durchschnitt.
Natürlich unterscheiden sich die Gehälter je nach Qualifikation, Erfahrung und Tätigkeitsbereich. Insgesamt variieren die Bruttogehälter von 1.500 € für einen Facharbeiter am Anfang seiner Karriere bis zu 8.000 € für einen erfahrenen Ingenieur.
Die Industrie ist der Sektor, in dem Führungskräfte am meisten bezahlt werden, heißt es in einer Umfrage von Apec, die sich mit den Veränderungen in der Vergütung beschäftigt. Der Median des Bruttogehalts liegt bei 52.000 € pro Jahr im Vergleich zu 50.000 € im Handel, 47.000 € im Baugewerbe und 46.000 € im Dienstleistungssektor.
Ein stichhaltiges und stolperfreies Argument, das Sie bei der Wahl der beruflichen Integration nicht außer Acht lassen sollten!
Monteur (Ajusteur-monteur): Sie können sich nach einem CAP oder BEP in allgemeiner Mechanik oder, je nach Fachrichtung, nach einer bac pro plastiques et composites in Kunststoff und Verbundwerkstoffen oder Maschinenbau bewerben.
Kesselschmied (Chaudronnier): Sie können mit einem CAP im industriellen Kesselbau einsteigen.
Elektroingenieur (Ingénieur-électrotechnicien): Diese Stelle ist auf bac+5-Niveau mit einem Ingenieursdiplom oder einem Pro-Master (jeweils Fachrichtung Elektrotechnik) zugänglich.
Instandhaltungsmechaniker (Mécanicien de maintenance): Sie können diesen Beruf mit einem bac pro (Instandhaltung von Industrieanlagen oder mechanischer Bereich oder landwirtschaftliche Anlagen) ergreifen.
Gießereifachmann/-frau (Opérateur en fonderie):
Der Einstieg in den Beruf ist z.B. nach einem CAP in der Gießerei möglich.
Bediener in Verbundwerkstoffen (Opérateur en matériaux composites): Der Beruf ist mit einem CAP in Kesselbaukunststoffverbundwerkstoffen oder einem Bac pro in Kunststoff und Verbundwerkstoffen zugänglich.
Diese Karte zeigt, in welches Land jedes französische Departement im Jahr 2020 am meisten exportiert hat. Deutschland ist gut vertreten. (Quelle: France_in_maps / Le kiosk Finance)
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