Publiez votre offre maintenant Trouvez ici votre job franco-allemand de rêve

"Mittagspausen in Frankreich eine Institution im Arbeitsalltag" Stefanie, Fachübersetzerin in Lyon

Mittagspausen in Frankreich eine Institution im Arbeitsalltag Stefanie, Fachübersetzerin in Lyon

"Deutsch-französischer Lebensweg" ist eine Rubrik, in der Sie die Gesichter und Eindrücke von Franzosen, Französischsprachigen, Deutschen und Deutschsprachigen entdecken können, die sich entschieden haben, ihre Koffer in Frankreich oder Deutschland zu packen - vorübergehend oder für immer! Es ist auch eine Gelegenheit, Städte und ihre Regionen aus einem anderen Blickwinkel zu entdecken. Diese Woche unterhielt sich Olivier mit Stefanie.

Erzähle uns - in einem Satz - wer Du bist.

Ich bin eine sehr neugierige Biologin und Krankenschwester, die gerne mit anderen gemeinsam die Dinge voranbringt.



Was hat Dich nach Frankreich geführt

1. Was hat Dich nach Frankreich geführt?

Wo hast du Französisch gelernt?

Ich habe erst im schulischen Rahmen Französischunterricht gehabt. Davon ist nicht viel geblieben. Später habe ich an einem pädagogischen Austauschprogramm teilgenommen, in dem ich in Frankreich als Deutschassistentin gearbeitet habe.

Wirklich gelernt habe ich die Sprache jedoch während meiner Arbeit als Krankenschwester in Lyon. Wenn man den ganzen Tag ohne Ausweichmöglichkeiten (Englisch, Deutsch) sprechen muss, geht es ganz schnell und man spricht innerhalb von 3 bis 6 Monaten weitgehend fließend.

Was hat Dich nach Frankreich geführt?

Erst bin ich meiner Neugier gefolgt und dem Wunsch nach einer pädagogischen Auslandserfahrung, und danach hat mich die Liebe gehalten bzw. wieder hergeführt.

Welchen Rat würdest Du einem Deutschen geben, um die richtige Entscheidung vor der Ausreise zu treffen?

Suche dir, bevor du die Entscheidung triffst nach Frankreich zu ziehen, Leute, die selbst als Deutsche in deiner Branche arbeiten. Falls du Familie hast, dann erkundige dich auch danach, um so viel wie möglich über das berufliche System hier (Gehälter, Beziehungen, Verträge, Rentensystem) zu erfahren und auch zu verstehen, wie Kinderbetreuung, Schule usw. funktionieren.

Da gibt es teilweise große Unterschiede, die für Familien nicht unbedingt einfach zu managen sind (Ferienzeit, Betreuungskosten, Kindergeld...).



Der Werdegang als Kandidat in Frankreich

2. Der Werdegang als Kandidat in Frankreich

Wie hast Du einen Praktikumsplatz bzw. Job in Frankreich gefunden?

Ich habe damals mein Praktikum über den PAD (Pädagogischer Austauschdienst) gefunden.

Welchen Rat würdest Du einem Bewerber geben, der von Deutschland aus ein Praktikum oder einen Job sucht?

Auf LinkedIn gibt es mehrere große deutsch-französische Netzwerke. Man kann sich bei der CCI (Chambre de commerce et d'industrie) erkundigen, das Auswärtige Amt als Infoquelle nutzen, weiterhin gibt es noch das DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk) und wahrscheinlich vieles mehr.

Hast Du irgendwelche Besonderheiten bei der Erstellung eines Lebenslaufs auf Französisch festgestellt?

Das kann ich nicht sagen. Ich habe hier einen Workshop zur Erstellung eines französischen CV gemacht. Mein letzter deutscher CV ist zu alt um als Maßstab zu dienen.

Hast Du Unterschiede im Einstellungsprozess festgestellt?

Da ich bisher für den französischen Staat gearbeitet habe, kann ich wenig zu Bewerbungsgesprächen in der Privatwirtschaft sagen. Meine Vorstellungsgespräche fand ich meist relativ enttäuschend. Der Arbeitgeber wollte wenig wissen und war nicht besonders interessiert an meinen Kompetenzen und schon gar nicht an meinen Auslandserfahrungen.

Generell zählen in Frankreich die Namen der Ausbildungseinrichtungen, an denen man seine Abschlüsse gemacht hat (Grandes Écoles, Universitäten) wesentlich mehr als in Deutschland. Die Berufserfahrung, die man hat, steht sehr oft dahinter zurück.

Bei Einstellungsentscheidungen wird der Kandidat mit einem Abschluss an einer Grande École meist bevorzugt auch wenn der/die andere mehr oder breitgefächertere Erfahrungen hat.

Hast Du irgendwelche Besonderheiten im französischen Arbeitsvertrag festgestellt?

Die Gehälter in Frankreich sind grundsätzlich etwas geringer als in Deutschland. Das muss man wissen. Ich würde keinem deutschen Lehrer empfehlen für das französische Bildungssystem zu arbeiten, auch in vielen anderen Branchen lohnt es sich zumindest finanziell nicht.



Das Berufsleben in Frankreich

3. Das Berufsleben in Frankreich

In welchen Bereichen hast Du Erfahrung?

Krankenpflege, Gymnasialschulbildung für Bio und Geschichte, Fachübersetzerin.

Welchen Beruf übst Du derzeit aus und was sind die Schlüsselqualifikationen für Deinen Job in Frankreich?

Ich bin inzwischen Fachübersetzerin im biologischen und medizinischen Bereich. Das erlaubt mir aus all meinen bisherigen beruflichen Erfahrungen meine Kompetenzen zielführend einzubringen und sie gewinnbringend zu verknüpfen.

Ist es notwendig, in Frankreich eine spezielle Ausbildung zu absolvieren, oder waren Deine deutschen Diplome ausreichend?

In meinem Fall hätte ich als sehr gut ausgebildete Lehrerin (5 Jahre Studium + 2 Jahre Referendariat) hier trotzdem einen Concours (CAPES) absolvieren müssen um als vollwertige Lehrerin unbefristet angestellt und bezahlt zu werden. Die deutschen Diplome haben also (auch nach offizieller Anerkennung) nicht gereicht.

Es ist in vielen Bereichen wichtig irgend einen Concours zu bestehen, der nicht unbedingt etwas mit den Diplomen zu tun hat, die man bis dahin erworben hat. Frankreich ist Concours-Weltmeister.

Kannst Du einen typischen Arbeitstag beschreiben?

Ich bin selbständig und kann mir meine Tage selbst gestalten. Ansonsten ist die Mittagspause (1,5 - 2 Stunden) eine Institution im Arbeitsalltag. Man geht oft mit den Kollegen ins Restaurant. Dadurch kommt man abends erst relativ spät nach Hause.

Was ist das Spannende an Deinem Job und welche Herausforderungen gibt es?

Die intellektuelle Herausforderung ständig neue interessante Themen zu bearbeiten und zu übersetzen, einen Beitrag zum Gelingen internationaler Kommunikation und Verständigung zu leisten, beides gefällt mir sehr. Schwierig ist es manchmal sich eigenverantwortlich zu positionieren, gleichzeitig ist es auch eine schöne Herausforderung.

Hast Du Dich gegenüber Deinem ursprünglichen Beruf weiterentwickelt?

In Deutschland war ich mit Leib und Seele Lehrerin, diesen Weg musste ich hier nach einigen angenehmen aber auch unangenehmen Erfahrungen im Bildungssystem zu meinem großen Bedauern verlassen. Aber das zwingt mich mich zu öffnen und den Horizont zu erweitern, ist also letztendlich nicht nur negativ.

Hilft ein deutscher Akzent, um das Eis zu brechen?

Das kann ich nicht allgemein beantworten. Manche finden den Akzent angeblich charmant, andere fragen nur, wo er herkommt. Ich denke nicht, dass er ein Mittel zum Zweck sein sollte.

Welchen Rat würdest Du den Bewerbern geben, die dies lesen, damit sie in Frankreich erfolgreich arbeiten können?

Die Vorurteile, die Deutsche über Frankreich haben sind oft oberflächlich und falsch.

In der Arbeitswelt hier sind Autorität, Hierarchie und das Protokoll oft noch normaler Alltag. Damit muss man umgehen lernen. Da wo die Deutschen zunehmend flache Hierarchien gewohnt sind, man teilweise relativ ungezwungen mit seinem Chef reden kann, kann es hier zu Konflikten kommen.

Auch der Kontakt mit der Administration muss mit viel Geduld, Ausdauer und dickem Fell gestaltet werden. Die Bürokratie ist noch schlimmer als in Deutschland, und die Franzosen pflegen einen anderen Umgang mit ihren Beamten. Hat man ein Anliegen oder ein Problem, wendet man sich sehr freundlich, fast unterwürfig an die Sachbearbeiter. Die deutsche direkte, etwas zackige Art ist hier im Amt absolut nicht zielführend.

Hast du einen unternehmerischen Hintergrund in Frankreich?

Ich habe bei der Gründung meines Unternehmens hier gute Unterstützung durch den Staat (finanziell und strukturell), die CCI und Unternehmer-Cooperativen gefunden. Das hat mich ermutigt und gefreut.

Vervollständige diesen Satz: das Schwierigste in Frankreich ist ...

... der Umgang mit den Behörden.

Vervollständige diesen Satz: das Tollste an Frankreich sind ...

... die Landschaft, die Architektur und das Essen.



Die Integration als Deutscher in Frankreich

4. Die Integration als Deutscher in Frankreich

Die Bedeutung der Sprache für das Leben in Frankreich: Wie wichtig ist die französische Sprache für die Integration? Welche Tipps würdest Du geben, um Französisch zu lernen oder die Sprache aufzufrischen?

Die Sprache ist der Schlüssel zum Herz der Franzosen. Sprechen, sprechen, sprechen und immer wieder ins kalte Wasser springen, wenn man etwas nicht sicher weiß. Meist helfen gute Englischkenntnisse, da man die englischen Vokabeln französisch ausgesprochen nutzen kann. Klappt nicht immer, aber oft.

Was sind die Eigenheiten in Frankreich? Insbesondere in der Stadt, in der Du lebst?

Es ist schwieriger als in Deutschland Wohnungen zu mieten, da die meisten Franzosen Wohnungen kaufen. Als Deutscher muss man französische Bürgen finden wenn man eine Wohnung mieten will, auch wenn man ein sehr gutes Gehalt bezieht.

Behördengänge sind wie gesagt schwierig, am besten man sucht sich französische Unterstützung.

Der Alltag ist ähnlich, außer, dass die Kinder später nach Hause kommen, es dafür aber wesentlich mehr Ferien abzudecken gilt. Auch die Kinder im Kindergartenalter haben schon 16 Wochen Schulferien, was eine große Herausforderung im Familienalltag berufstätiger Menschen ist und nebenbei auch eine Stange Geld an Betreuung kostet.

Im Juli und August sind die Franzosen im Urlaub. Da ist beruflich fast nichts zu holen, und auch die Behörden haben so gut wie geschlossen. Das ist aus deutscher Sicht ziemlich extrem. Alles wichtige sollte man also bis Ende Juni geregelt haben, wenn man im September starten möchte.

Welchen Rat würdest Du einem Deutschen geben, der in Frankreich leben möchte, damit er sich in der Stadt, in der Du lebst, besser integrieren kann?

Suche dir Freizeitaktivitäten, die in Gruppen stattfinden (Sport, Musik, Kunst, Kultur). Dabei lernt man die Franzosen privat und von ihrer entspannten, persönlichen Seite kennen. Die Arbeit ist dafür nicht immer der beste Ort, auch wenn man viel gemeinsam Mittagessen geht.



Die Zukunft - vor Ort bleiben oder zurück nach Deutschland

5. Die Zukunft: vor Ort bleiben oder zurück nach Deutschland?

Bist Du im Herzen "Deutsche" geblieben?

Ja!

Hast Du manchmal Heimweh? Wenn ja, wie kompensierst Du es?

Ja, sehr. Ich fahre nach Deutschland und habe Kino und Fernsehen durch Telefonieren mit deutschen Freunden ersetzt.

Hier können Sie das LinkedIn-Profil von Stefanie aufrufen.