Frauen in Frankreich und Deutschland: wer arbeitet mehr?
Der Vergleich zwischen deutschen und französischen Frauen in Bezug auf ihre Erwerbstätigkeit wirft interessante Fragen auf. Trotz ihrer geografischen Nähe unterscheiden sich ihre Arbeitsmuster deutlich: In Deutschland ist Teilzeitarbeit häufiger, während in Frankreich mehr Frauen Vollzeit arbeiten. Wer von beiden arbeitet letztlich mehr?
2. Berufstätige Mütter im Vergleich
3. Vergleich der Frauen zwischen 55 und 64 Jahren
4. Teilzeitstellen werten deutsche Statistiken auf
Obwohl es für Deutsche im Vergleich zu den Franzosen schwieriger ist, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, ist der Anteil der arbeitenden Frauen in Deutschland höher als in Frankreich. Dies liegt vor allem an der großen Verbreitung der Teilzeitjobs. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Studie des Institut national d'études démographiques (Ined).
Nach den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit lag die Beschäftigungsquote der deutschen Frauen zwischen 15 und 64 Jahren bei 75,8 % (Stand 2023). Im Gegensatz dazu lag - laut einer Studie von Insee - die Erwerbstätigkeit der Französinnen zwischen 15 und 64 Jahren bei 70,7 % (Stand 2022).
Ganz anders sieht die Situation aus, wenn man die Mütter miteinrechnet. In Deutschland arbeiten weniger als ein Drittel der Frauen, die Kinder unter drei Jahren haben. Insgesamt ist die Beschäftigungsquote von französischen Frauen zwar geringer als in Deutschland, allerdings arbeiten Französinnen deutlich weniger in Teilzeit.
Zwei Drittel der Mütter in Frankreich sind vollzeitbeschäftigt, wohingegen es in Deutschland nur die Hälfte sind.
Das kann dadurch erklärt werden, dass Betreuungsangebote im Vergleich zu Frankreich viel weniger verbreitet sind, außerdem werden arbeitende Mütter hierzulande weniger akzeptiert.
In Deutschland wird der größte Teil der über dreijährigen Kinder wird in Kitas betreut (93 %), das bedeutet meist Teilzeitbeschäftigung für die Mütter, denn nicht in allen Bundesländern gibt es einheitliche Betreuungszeiten.
In Frankreich gelten andere gesetzliche Regelungen beim Mutterschaftsurlaub, bei der Elternzeit und bei der Kinderbetreuung. Der Mutterschutz ist zehn Wochen nach der Geburt vorbei. Während dieser Zeit bezieht die Frau den größten Teil ihres Gehalts weiter.
Die meisten Französinnen gehen anschließend wieder arbeiten, zumeist aus finanziellen Gründen. Denn sowohl Väter als auch Mütter haben zwar das Recht auf bis zu drei Jahre Elternzeit, Elterngeld gibt es - bis auf Sozialleistungen in bestimmten Fällen - jedoch nicht. Aus diesem Grund liegt die Betreuungsquote der über zweijährigen Kinder in Frankreich auch bei fast 100 %.
Der Unterschied ist allerdings, dass Frauen unabhängig von Alter, Bildungsstatus (Ausbildung o.ä.) und Berufsgruppe, ihre Kinder in Betreuung wissen, was bedeutet, dass ein Studium weitergeführt werden kann, Berufe und erreichte Positionen weiterhin ausgeübt werden und kein "Karriereknick" zu befürchten ist. Vielleicht ist die Geburtenrate in Frankreich (1,79) auch deshalb höher als in Deutschland (1,46).
Wie erklären sich dann also die verhältnismäßig hohen Zahlen der arbeitenden deutschen Frauen? Eine Antwort ist: Kinderlose Frauen sind ebenso in die Studie einbezogen worden, wie Mütter, und davon gibt es in Deutschland einfach mehr als in Frankreich.
Außerdem arbeiten laut der Studie von Ined-Studie sowohl junge als auch ältere Frauen in Deutschland häufiger. So sind Studentenjobs hier stärker verbreitet, und die Hälfte der älteren deutschen Frauen zwischen 55 und 64 arbeitet, gegenüber rund einem Drittel bei den Französinnen.
Zudem geht es dem deutschen Arbeitsmarkt generell besser, mit Arbeitslosenquoten bei Frauen in Deutschland von 5,5 %, gegenüber 7,2 % in Frankreich (Stand 2023).
Aber im Endeffekt erklären sich die hohen Beschäftigungsquoten in Deutschland vor allem durch die vielen Teilzeitstellen. Der Anteil der Frauen, die in Teilzeit arbeiten liegt in Deutschland bei 49,9 %, dagegen erreicht der Anteil in Frankreich lediglich 26,6 % (Stand 2023).
In Deutschland haben dazu noch Minijobs stark zugenommen, und diese ziehen der Studie nach vor allem Frauen an. Damit arbeiten - trotz aller positiver Vorzeichen, wie der besseren wirtschaftlichen Situation in Deutschland, hier letztendlich weniger Frauen in Arbeitsverhältnissen, von denen sie auch gut leben können.
Oft genug müssen Arbeitnehmerinnen nicht nur finanzielle Einbußen sondern auch den Verzicht auf bereits erreichte Positionen hinnehmen. Führungspositionen werden arbeitenden Müttern leider immernoch nicht allzu oft zugetraut.
Mehr dazu:
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Olivier Geslin