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Leben und arbeiten in Frankreich oder Deutschland: Vergleich und Entscheidungshilfe für 2024

Leben und arbeiten in Frankreich oder Deutschland: Vergleich und Entscheidungshilfe für 2024

Manch ein Arbeitnehmer liebäugelt schon lange mit Frankreich. Die Mentalität, das Lebensgefühl, die lockere Struktur und nicht zuletzt das Essen sind gute Gründe, die eine Arbeitskraft nach Frankreich ziehen können. Positive Jobaussichten und die bessere Familienpolitik machen dies zusätzlich attraktiv, ganz besonders für weibliche Arbeitnehmer. Der deutschen Arbeitswelt den Rücken zu kehren beziehungsweise sich mit dem deutschen Abschluss in Frankreich zu bewerben, ist jedoch ein entscheidender Schritt, der eine gewisse Richtung einschlägt und deshalb wohl überlegt sein will.

Welche Faktoren müssen zur Entscheidungsfindung berücksichtigt werden, und wie genau könnte sich das Arbeitsleben in einem der beiden Länder unterscheiden? Auch wenn es letztlich auf die Branche ankommt, gibt es doch einige grundsätzliche Dinge, die sich überall ähneln, und sei es die Art der Mitarbeiter und Kollegen. Ein Überblick zur Entscheidungshilfe.



Deutschland und Frankreich, die zwei ungleichen Schwestern

1. Deutschland und Frankreich, die zwei ungleichen Schwestern

Deutschland und Frankreich unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht.

Wer mit dem Gedanken spielt, in Frankreich zu arbeiten, für den lohnt es sich die konkreten Unterschiede der beiden Länder einmal genauer anzuschauen. Mit einem direkten Vergleich fällt die Entscheidung für das eine oder das andere Land leichter, angefangen bei der Struktur des jeweiligen Arbeitsmarktes.

Grundsätzliche Struktur des deutschen Arbeitsmarkts

Seit dem Jahr 2005 unterscheidet man auf dem deutschen Arbeitsmarkt zwischen drei Arbeitsverhältnissen, die sich anhand des Brutto-Gehalts trennen lassen: dem Minijob (bis zu 538 Euro brutto im Monat), dem Niedriglohn-Job (zwischen 450,01 und 800 Euro brutto im Monat) und dem regulären Beschäftigungsverhältnis (ab 800 Euro brutto im Monat).

Laut Destatis sinkt die Tendenz der Erwerbstätigen in Deutschland. So gab es noch gegenüber dem Vorjahr im Oktober 2023 rund 1,2 % mehr Erwerbstätige. Aktuell sind etwa 46,1 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Im Vorjahr waren es rund 45,1 Millionen. Und das Angebot an freien Stellen ist mit einer Anzahl von über 700.000 weiterhin hoch.

Grundsätzliche Struktur des französischen Arbeitsmarkts

Laut Insee lag die Erwerbstätigkeit in Frankreich (ohne Mayotte) im Jahr 2023 im Durchschnitt bei 30,6 Millionen Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren, darunter 14,1 Millionen Frauen und 14,8 Millionen Männer. Somit liegt die Erwerbsquote in Frankreich bei 71,7 %.

Bislang ist der Arbeitsmarkt in Frankreich recht streng reguliert, wird allerdings durch die Reformpolitik des Präsidenten Emmanuel Macron immer mehr gelockert. Ziel ist es, die Konjunktur in Schwung zu bringen und eine höhere Erwerbstätigenquote zu erreichen.

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es keine Minijobs oder sonstige Niedriglohn-Jobs in Frankreich, sondern lediglich einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn, den Salaire minimum interprofessionnel de croissance (kurz: SMIC).



Das sonstige Leben

2. Das sonstige Leben

Nicht nur in Sachen Arbeitsmarkt, sondern auch im Lebensstil allgemein unterscheiden sich Frankreich und Deutschland stark voneinander. Von der Lebenseinstellung über die Vereinbarung von Familie und Beruf bis hin zur finanziellen und sozialen Absicherung: die Unterschiede zwischen den beiden Ländern machen sich deutlich bemerkbar.

Französisches Savoir-Vivre vs. German-Angst?

Die Franzosen sind für ihre Kunst zu leben, das Savoir-Vivre, bekannt. Sie gelten als Lebenskünstler und Genießer, was sich besonders im kulinarischen Bereich zeigt. Sie verstehen es, Wein und gute Speisen zu zelebrieren. Und auch sonst sind sie sehr begeisterungsfähig und halten zusammen, wenn es um ihr Land geht.

Das Savoir-Vivre spiegelt sich eben auch in der typisch französischen Solidarität und dem Sinn für Gemeinschaft wider, sowie in der allgemein eher gelassenen und sehr positiven Lebenseinstellung der Franzosen.

Als typisch deutsche Eigenart gilt dagegen die sogenannte German Angst, also die deutsche Zögerlichkeit und Ängstlichkeit. Ihren Ursprung hat sie Forschern zufolge im Ende der Nazi-Zeit und des Krieges, wo die Deutschen ein regelrechtes Trauma erlebt haben. Zu der German Angst gehört es auch, dass sich die Deutschen nur bedingt als nationale Einheit empfinden, weil sie noch immer den Nazi-Stempel fürchten.

Durch ihre starke Unsicherheit decken sie sich für alle Eventualitäten mit Versicherungspolicen ein und blicken grundsätzlich eher negativ in die Zukunft. Im Vergleich zu den lockeren und lebensfrohen Franzosen, leben die Deutschen eher verkrampft und in steter Sorge.

Kinder kriegen, Kinder haben

Immer mehr junge Paare stehen heute vor der Entscheidung, ob sie sich auf ihre Karriere konzentrieren, lieber eine Familie gründen oder beides miteinander kombinieren wollen. Die Frage stellt sich zurecht, schließlich ist es nicht in jedem Land so einfach, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Frankreich ist mit durchschnittlich zwei Kindern pro Frau das Land mit der höchsten Geburtenrate in Europa, gleichzeitig ist ein Großteil der Frauen erwerbstätig. Der Grund dafür, dass sie umso mehr Kinder bekommen, je mehr sie arbeiten, liegt laut den Ergebnissen einer INED-Studie an gezielten staatlichen Förderungen. Man ist stark darum bemüht, mit speziellen Einrichtungen und günstigeren Voraussetzungen die Bedingungen für den Spagat zwischen Familie und Beruf zu verbessern. Es gibt umfangreiche Betreuungsangebote für Kinder, und die Erwerbstätigkeit von Müttern wird durch Familienleistungen innerhalb der französischen Sozialversicherung gezielt gefördert. Diese Art der Familienpolitik ist vor allem für deutsche Frauen, die in Frankreich arbeiten wollen, attraktiv.

Denn im eigenen Land sieht die Sache anders aus. Hier werden durchschnittlich 1,5 Kinder pro Frau geboren. Im EU-Durchschnitt liegt Deutschland damit im unteren Mittelfeld. Der Grund dafür liegt unter anderem in der Familienpolitik.

Den Angaben deutscher Frauen zufolge ist es schwierig, Familie und Beruf miteinander zu verbinden, sie müssen sich oft noch immer zwischen diesen beiden Optionen entscheiden. Vielerorts mangelt es an Plätzen in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen, gleichzeitig sind die Arbeitszeiten recht unflexibel. Bisher gibt es nur sehr wenige Unternehmen, die eigene Kindertagesstätten anbieten, denn in Deutschland herrschen immer noch traditionelle Familienbilder vor. Daher sind viele Frauen, die Kinder haben, in Deutschland viel weniger berufstätig.

Wenn es keine Verwandten gibt, die nachmittags auf die Kinder aufpassen können, müssen Frauen gezwungenermaßen beruflich kürzertreten. Sie nehmen sich eine längere Auszeit von der Arbeit als in anderen europäischen Ländern und arbeiten anschließend oftmals nur noch Teilzeit. Im Vergleich zu Frauen aus anderen Ländern sind die Deutschen daher überdurchschnittlich mit Haushalt und Betreuung beschäftigt.

Dadurch kommen sie beruflich nicht so recht voran, die Karriere bleibt auf der Strecke. Denn Teilzeitkräfte übernehmen in der Regel keine Führungspositionen, und wer länger als 18 Monate nicht gearbeitet hat, kann oft nicht mehr die zuvor ausgeübte Tätigkeit aufnehmen. Auch beim Einkommen müssen Paare mit Kindern Abstriche machen.

Absicherung: Soziales und Rente

Grundsätzlich ist die Sozialversicherung wichtig, um den Versicherten bei Arbeitsunfällen, Krankheit, Pflegebedürftigkeit und im Alter abzusichern. Diese Fürsorge für die wichtigsten Risiken ist in Deutschland und Frankreich staatlich eng geregelt. Ein Teil der Sozialversicherung koordiniert die finanzielle Vorsorge im Rentenalter.

Das französische und das deutsche Rentensystem haben viele Gemeinsamkeiten, weisen aber auch deutliche Unterschiede auf. Während in Frankreich zwingend eine Zusatzrente abzuschließen ist, bietet Deutschland das als freiwillige Option an. Für Selbstständige und Mitglieder der freien Berufe gibt es in Deutschland keine Pflicht, eine staatliche Rentenversicherung abzuschließen, in Frankreich dagegen schon. Das Renteneintrittsalter liegt in beiden Ländern etwa gleich hoch.

Während es in Deutschland im Rahmen der Sozialversicherung eine eigene Pflegeversicherung gibt, die für Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und dergleichen aufkommt, werden diese Leistungen in Frankreich aufgrund der fehlenden Pflegeversicherung von der Krankenversicherung übernommen.

In beiden Ländern wird jedem Staatsbürger bei der Geburt eine Versicherungsnummer zugewiesen. In Deutschland heißt sie Rentenversicherungsnummer (kurz: RV). Diese wird dafür benötigt, dass der Arbeitgeber neue Arbeitnehmer, die eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen, bei den Trägern der Sozialversicherungen anmelden kann. Ansonsten ist diese Nummer auch für andere Vorgänge im Bereich der Sozial- und Rentenversicherung nötig.

In Frankreich hat die sogenannte Numéro d’inscription au répertoire des personnes physiques, sprich die Registriernummer im Verzeichnis der natürlichen Personen (kurz: NIR oder NIRPP) noch weitere Funktionen.

In Deutschland gibt es einen Unterschied zwischen der Rentenversicherungsnummer und der Krankenversicherungsnummer. Dagegen wird in Frankreich die Sozialversicherungsnummer in beiden Bereichen eingesetzt. Sie wird unter anderem von der Krankenversicherung, den Arbeitsämtern, der Rentenversicherung und der Familienkasse verwendet. Jede Verwendung muss durch den Conseil dʾÉtat autorisiert sein.



Jobchancen - Diese Berufe sind gefragt

3. Jobchancen: Diese Berufe sind gefragt

Frankreich und Deutschland unterscheiden sich auch deutlich darin, welche Berufe und Berufsgruppen zurzeit stark gesucht sind. Das kann für den einen oder anderen Arbeitnehmer ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Landes sein, in dem er künftig arbeiten möchte. Denn je nach Branche bieten sich in Frankreich oder Deutschland bessere Chancen auf eine Einstellung.

So ist der französische Arbeitsmarkt für diejenigen verlockend, die in den Bereichen Industrie, Energie und Umwelt arbeiten. High-Tech-Branchen wie die Elektronik oder die Luft- und Raumfahrt sowie das Ingenieurswesen haben in den letzten Jahren einen neuen Aufschwung erlebt. Es gibt außerdem einen großen Bedarf an kaufmännischen Angestellten und auch Berufe rund um Immobilien oder im Finanz- und Rechnungswesen sind sehr gefragt.

Laut Bundesagentur für Arbeit gibt es in Deutschland aktuell die meisten Arbeitsstellen im Bereich Verkehr und Logistik, dicht gefolgt vom Metallbau und – wie auch in Frankreich – in Berufen im Ingenieurswesen. Auch der breit gefächerte Pflegesektor hat in Deutschland viele attraktive Arbeitsplätze zu bieten. Dazu gehören medizinische wie auch nichtmedizinische Berufe (zum Beispiel Altenpfleger) oder Berufe in der Körperpflege (zum Beispiel Kosmetiker).



Modelle der Arbeit

4. Modelle der Arbeit

Egal, in welcher Branche man sich als Arbeitnehmer bewirbt oder tätig ist – wer als Deutscher in Frankreich arbeiten möchte, muss sich auch auf Unterschiede in Sachen Arbeitsvertrag und arbeitsrechtliche Aspekte einstellen. Frankreich hat hier mit einer höheren Zahl an unbefristeten Beschäftigungsverträgen, weniger Arbeitsstunden pro Woche und mehr Urlaubstagen im Jahr deutliche Vorteile gegenüber Deutschland.

Klassische Arbeitsbedingungen

In Deutschland können Arbeitsverträge schriftlich oder mündlich abgeschlossen werden. Die Verträge sind befristet oder unbefristet, je nach Vereinbarung mit dem Arbeitgeber. Befristete Arbeitsverträge müssen allerdings immer in schriftlicher Form vorliegen. Sie laufen nach der festgelegten Zeit einfach aus und müssen daher nicht gekündigt werden. Sie werden dann aufgesetzt, wenn es für die Arbeitskraft nur für einen absehbaren Zeitraum Bedarf gibt, zum Beispiel im Rahmen einer Schwangerschaftsvertretung, oder wenn es darum geht zu testen, ob der Arbeitnehmer in das Unternehmen passt. Die Probezeit bei einer neuen Anstellung kann bis zu sechs Monate dauern.

Im deutschen Arbeitsrecht ist festgelegt, dass Vollzeitkräfte pro Tag acht, maximal zehn Stunden, bei einer Fünf-Tage-Woche also 40 Stunden arbeiten. Überstunden werden in der Regel entweder ausbezahlt oder mit freien Tagen vergütet. Der gesetzliche Mindestlohn liegt in Deutschland bei 12,41 Euro (seit 01.01.2024). Der Urlaubsanspruch beläuft sich auf zwei Urlaubstage pro Monat, also 24 Werktage beziehungsweise vier Wochen im Jahr.

In Frankreich sind Arbeitsverträge grundsätzlich schriftlich abzuschließen, und sie müssen in der Regel unbefristet sein. Da sich die Probezeiten in Tarifverträgen auf höchstens drei Monate belaufen, können Unternehmen in Ausnahmen befristete Arbeitsverträge aufsetzen, um sich entschädigungsfrei von Mitarbeitern zu lösen. Allerdings ist das nur zulässig, wenn gesetzlich festgeschriebene Gründe vorliegen.

Im französischen Arbeitsrecht ist eine 35-Stunden-Woche vorgeschrieben, wobei es viele Möglichkeiten gibt, davon abzuweichen. Von dieser vorgeschriebenen Arbeitszeit sind Angestellte in leitenden Positionen ausgenommen. Überstunden werden mit 25 oder auch 50 Prozent Zuschlag vergütet, der Mindestlohn in Frankreich liegt bei 11,65 Euro (seit 01.01.2024). Arbeitnehmer haben in Frankreich einen Anspruch auf 2,5 Urlaubstage pro Monat, sprich 30 Werktage bzw. fünf Wochen im Jahr.

Unternehmensgründung

Wer sich als deutscher Unternehmer in Frankreich selbstständig machen möchte, muss sich an die Centres de Formalités des Entreprises (kurz: CFE) wenden. Es handelt sich dabei um die Gründungszentren an den französischen Handelskammern und damit um die erste Anlaufstelle für Unternehmensgründer.

Eine Genehmigung für die Unternehmensgründung ist, wie in Deutschland auch, nur dann nötig, wenn das Unternehmen mit Arzneimitteln oder Alkoholika handelt, es ein Transport- und Reiseunternehmen, eine Zeitarbeitsfirma oder ein Unternehmen im Versicherungs- und Immobiliengewerbe ist. Gezahlt werden – unabhängig von den französischen Unternehmensformen – die Einkommens-, Mehrwert- und Gewerbesteuer.

Grenzgänger

Arbeitnehmer, die in Deutschland wohnen, aber in Frankreich arbeiten oder umgekehrt, sollten sich mit den entsprechenden gesetzlichen Regelungen für Grenzgänger auseinandersetzen.

Steuerrechtlich unterliegt ein Grenzgänger den Vorgaben seines Heimatlandes, sozialrechtlich jedoch denen des Beschäftigungslandes. Das ist durch das sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Frankreich und Deutschland festgelegt. In anderen EU-Staaten wird die Einkommenssteuer in dem Land gezahlt, in dem sich auch der Arbeitsplatz befindet. Bei der Einkommensteuererklärung können Grenzgänger ihren Arbeitsweg steuerlich mit einem Pauschalbeitrag geltend machen.

Grundsätzlich haben Deutsche, die in Frankreich arbeiten, Anspruch auf die Familienleistungen des Landes, sofern diese exportiert werden können. Liegen diese Leistungen niedriger als im Heimatland, wird vom Beschäftigungsland auf Antrag ein entsprechender Ausgleich gezahlt. Davon ausgenommen sind unter anderem Prämien zur Geburt oder Adoption eines Kindes, Wohngeld und die soziale Mindestsicherung.



Die Arbeitsmentalität

5. Die Arbeitsmentalität

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich besteht in der Arbeitsweise und -mentalität. Arbeiten Deutsche und Franzosen gemeinsam in einem Unternehmen, kann das durchaus zu Konflikten führen. Daher ist es wichtig, die Einstellungen des Gegenübers zu kennen und sich dementsprechend um Verständnis zu bemühen.

Arbeitsweise in Deutschland

Generell sind die Deutschen dazu geneigt, für alles genaue Ablauf- und Zeitpläne zu erstellen und diese auch einzuhalten. Ähnlich gestaltet sich auch die Arbeitsweise der Mitarbeiter eines Unternehmens: Sie konzentrieren sich in der Regel auf eine Tätigkeit, und die Aufgaben werden der Reihe nach abgearbeitet. Es geht darum, möglichst effezient zu arbeiten und keine Zeit zu verschwenden. Termine und Absprachen werden als absolut verbindlich betrachtet. Sie einzuhalten und pünktlich zu erscheinen, gehört in Deutschland zur sozialen Kompetenz dazu.

Die strikte Planung lässt allerdings nur wenig Raum für spontane Änderungen. Daher kommt auch ein ausgedehnter Plausch unter Arbeitskollegen oder ein längeres Mittagessen mit Geschäftspartnern eher selten vor. Zum deutschen Effizienzdenken gehört es, klar und direkt zu kommunizieren. Wichtige Informationen werden für gewöhnlich in schriftlicher Form oder in einem Gespräch im Meetingraum oder im Büro des Chefs übermittelt.

Arbeitsweise in Frankreich

In Frankreich laufen die Informationsprozesse anders ab. Man spricht Dinge hier grundsätzlich nicht direkt an, sondern redet sozusagen eher drumherum. Hier werden wichtige Informationen bevorzugt mündlich und auf informellem Wege übermittelt. So trifft man als Arbeitnehmer seine Vorgesetzten und Kollegen öfter in der Küche an, wo dann die entsprechenden Gespräche geführt werden.

Franzosen legen ebenfalls Wert auf effektives Arbeiten, allerdings erfolgt das in Frankreich in Form einer flexiblen und simultanen Organisation der Arbeitsaufträge. Statt einem eng getakteten Plan zu folgen, erledigen französische Mitarbeiter eher mehrere Aufgaben gleichzeitig, Zeitpläne dienen lediglich der groben Orientierung und werden ständig an die aktuelle Situation angepasst. Das ermöglicht es den Mitarbeitern, flexibel auf spontane Planänderungen zu reagieren. So kann es durchaus vorkommen, dass bei einem Meeting nicht alle aufgelisteten Tagesordnungspunkte besprochen, dafür aber noch zusätzliche eingeführt werden.

Verspätungen und Ablenkungen sind nicht verpönt, vor allem Ablenkungen werden als kreativer Input betrachtet und sind daher gern gesehen. Denn im Gegensatz zu Deutschland, wo man sich dem Zeitplan verpflichtet fühlt, liegt in Frankreich der Umgang mit Menschen im Zentrum. Tipps für den Umgang mit der französischen Arbeitsweise erleichtern es deutschen Mitarbeitern, die Einstellungen ihres Gegenübers nachzuvollziehen.

Das Management

Auch die Art des Managements in Deutschland und Frankreich wird sehr unterschiedlich gehandhabt. Wer überlegt in Frankreich zu arbeiten und vorher eine Anstellung in Deutschland hatte, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit stark umstellen müssen.

Der deutsche Management-Stil zeichnet sich vor allem durch flache Hierarchien und eine hohe Kompromissbereitschaft des Managers aus. Ihm sind die Meinung und Ideen seiner Mitarbeiter sehr wichtig, da die Entscheidungen vom gesamten Team getroffen werden. Aus diesem Grund versucht ein deutscher Manager, bei Streitfragen Kompromisse zu finden. Durch das Wir-Gefühl bei gemeinsamen Entscheidungen möchte der Manager sein Team nicht enttäuschen. Er setzt sich selbst unter Druck, aber auch seine Mitarbeiter, bei denen er an eben dieses Wir-Gefühl appelliert.

Der französische Management-Stil hingegen ist stark hierarchisch und oft vom Konkurrenzdenken geprägt. Der Manager handelt eigenständig und meist ohne Absprachen mit seinem Team. Er gibt die Ziele vor und trifft Entscheidungen in der Regel allein, weswegen die Kompromissbereitschaft des Managers sehr gering ausfällt. Während der deutsche Manager für seine Kompetenzen respektiert wird, ist es bei dem französischen Manager die Persönlichkeit. Daher versucht er sein Team über Sympathien von seinen Entscheidungen zu überzeugen.



Ein Leben in Frankreich oder Deutschland - Fazit

6. Ein Leben in Frankreich oder Deutschland: Fazit

Wer mit dem Gedanken spielt, als Deutscher seinen Arbeitsplatz nach Frankreich zu verlagern, sollte gewisse Punkte vorher gründlich abwägen. Nicht nur der Arbeitsmarkt ist in mancher Hinsicht anders strukturiert, auch das Sozialversicherungssystem unterscheidet sich von dem deutschen System. In Frankreich ist es aufgrund einer besseren Familienpolitik leichter, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Nicht umsonst ist in Frankreich ein Großteil der Mütter auch erwerbstätig. Zu beachten ist allerdings, dass die Arbeitsbedingungen anders sind als in Deutschland.

Große Unterschiede gibt es zudem in der Arbeitsweise, in der Art des Managements sowie in der Einstellung zum Leben im Allgemeinen. Mit diesen Aspekten sollte man sich als Arbeitnehmer in Frankreich im Vorfeld vertraut machen, da sie sonst zu Missverständnissen und Konflikten führen können.

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