Vorstellungsgespräch in Frankreich für Berufsanfänger und Quereinsteiger ohne Berufserfahrung
Berufsanfänger und Quereinsteiger in Frankreich machen häufig die Erfahrung, dass es einen guten Job nur mit Berufserfahrung gibt. Die hat man besonders als Absolvent aber oft nicht und damit werden Bewerber im Vorstellungsgespräch dann häufig konfrontiert. Dabei sollten sich die Personalverantwortlichen nicht täuschen lassen: Natürlich haben Berufsanfänger Erfahrungen, es gilt nur, sie ins rechte Bild zu rücken und selbstbewusst dazu zu stehen.
Denn es kommt im Beruf oft auf ganz andere Dinge an. Auch Uni-Projekte, Nebenjobs und ehrenamtliches Engagement sind wertvolle Erfahrungen. Bewerber sollten also genau analysieren, welche Fähigkeiten sie im Studium und nebenher erworben haben - und diese dann gut verkaufen.
Im Rahmen des Studiums haben viele Absolventen sich mit den kompliziertesten Aufgaben beschäftigt.
Was ist der Grund für Kritik?
Versuchen Sie das Verhalten der Personaler im Vorstellungsgespräch zu analysieren: „Weist Sie der Personalverantwortliche auf Ihre fehlenden Erfahrungen hin, um Ihre Reaktion zu testen, oder ist das ein echter Einwand?" fragt Christian Darantière, Geschäftsführer des Vereins Afij (Association pour Faciliter l'Insertion professionnelle des Jeunes diplômés).
Im ersten Fall will er sicher sehen, wie Sie mit dieser Kritik umgehen, wie Sie reagieren und wie Sie Ihre fehlende Erfahrung umschiffen.
Im zweiten Fall können Sie sich sagen, dass Sie es mit einem unvorbereiteten Personalvermittler zu tun haben. „Hat er Ihren Lebenslauf überhaupt gelesen? Und wenn ja, warum hat er Sie dann überhaupt eingeladen, wenn Ihre Erfahrung anscheinend nicht ausreichend ist?" sagt Christian Darantière.
Es kommt natürlich auch immer darauf an, in welchem Kontext und von wem eine solche Kritik angebracht wird.
„Manche Unternehmen haben oft extra Abteilungen, die sich mit der Einstellung von Personal beschäftigen, andere wiederum nicht, und so sind es nicht immer Personalspezialisten, die einen empfangen - dementsprechend professionell fällt das Vorstellungsgespräch aus", betont er.
Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Kritik: Bemängelt der Personalverantwortliche Ihre fehlende Berufserfahrung schon zu Beginn des Vorstellungsgesprächs: Vorsicht! „Das kommt fast einem Angriff gleich", warnt Christian Darantière. Später im Vorstellungsgespräch abgebracht, kann es sogar großes Interesse an Ihrem Profil bedeuten.
Werten Sie Ihre nebenberuflichen Erfahrungen auf!
Engagieren Sie sich ehrenamtlich, sind Sie Mitglied in einem Sportverein? Sie schreiben für die Schülerzeitung, organisieren Veranstaltungen und sind mit Begeisterung bei der Sache? Das sind alles wertvolle Erfahrungen, die sich nicht nur auf Praktika, Studenten- oder Sommerjobs beschränken. „Junge Leute erwähnen viel zu wenig von ihren Erfahrungen, die sie außerhalb ihrer Ausbildung erworben haben, dabei wäre genau das Gegenteil richtig! Das gilt auch für die Studentenjobs, auch die „kleinen", denn sie sind ein Zeichen für Erfahrung, Motivation und Leistungsbereitschaft", unterstreicht Christian Darantière.
Suchen Sie nach Ihren Kompetenzen
Sie waren beispielsweise während Ihres Studiums Bedienung in einem Schnellrestaurant? Hier ein Beispiel, wie man diese Erfahrung in Kompetenzen übersetzen kann: Eine bestimmte Zeitspanne bedeutet gute Teamfähigkeit, Sie können unter Druck arbeiten, in einem streng hierarchischen Kontext, und haben die Fähigkeit, sich an Regeln und Uhrzeiten zu halten.
Zwischenmenschliche Fähigkeiten, Techniken, wie PC-Kenntnisse, Sprachkenntnisse und organisatorische Fähigkeiten verstecken sich in jeder außeruniversitären und außerberuflichen Erfahrung. Stellen Sie alle diese Dinge heraus, die auch für das Berufsleben eine Rolle spielen können. „Nennen Sie im Bewerbungsgespräch eher Ihre Tätigkeiten und Kompetenzen als die Namen von Unternehmen, so machen Sie einen guten Eindruck", präzisiert Christian Darantière.
Es gibt verschiedene Stellen, die dabei helfen können, die eigenen Kompetenzen und Erfahrungen zu identifizieren. Über die Gebietskörperschaften in Frankreich kann man sich an lokale Arbeitsagenturen wenden, an sogenannte „Arbeitsläden" (Maisons de l'emploi) oder an Vereine wie den Afij (Verein zur Erleichterung der beruflichen Integration von Hochschulabsolventen). Gut ist außerdem zu wissen, dass seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2007 Universitäten über ein Büro zur Berufsberatung verfügen müssen.