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Vom Büro zum Château: Wie zwei Deutsche ihren Traum vom Ökotourismus in Frankreich verwirklichten

Vom Büro zum Château: Wie zwei Deutsche ihren Traum vom Ökotourismus in Frankreich verwirklichten

Sie verließen sichere Jobs in Deutschland – und fanden ihr neues Leben hinter alten Schlossmauern in Frankreich. Anna und Marc, ein Paar aus Köln, tauschten Großstadt gegen Landleben, Karriere gegen Kreation. Ihr Ziel: ein verfallenes Château zu einem Ort für nachhaltigen Tourismus machen. Was wie ein romantisches Märchen klingt, ist in Wahrheit ein mutiges Abenteuer voller Herausforderungen, Schweiß und Visionen. Ein Blick hinter die Kulissen eines außergewöhnlichen Neuanfangs.

 



1. Ein kühner Neuanfang – Von Deutschland ins Château

1. Ein kühner Neuanfang – Von Deutschland ins Château

Anna (34) war Maschinenbauingenieurin bei Bosch, Marc (36) arbeitete als IT-Spezialist bei SAP. Beide lebten in einer modernen Wohnung in Köln, verdienten gemeinsam über 9.000 € netto im Monat – und doch spürten sie, dass sie etwas Entscheidendes vermissten: Sinn, Verbindung zur Natur, Selbstbestimmung. Die Pandemiezeit hatte ihnen gezeigt, wie schnell Routinen ins Leere laufen können. Während andere neue Fahrräder bestellten, durchforsteten sie Online-Portale wie Patrimoines en péril und Châteaux à vendre nach heruntergekommenen Schlössern in Frankreich.

Nach vier Besichtigungen und einer langen Excel-Liste mit Renovierungskosten fiel ihre Wahl auf ein Anwesen in der Region Nouvelle-Aquitaine – ein 19-Zimmer-Schloss aus dem 18. Jahrhundert, das seit Jahrzehnten leer stand. Der Kaufpreis: 320.000 €. Für die nötigen Renovierungsarbeiten rechneten sie mit weiteren 600.000 bis 800.000 €. Einen Teil finanzierten sie durch den Verkauf ihrer Eigentumswohnung (450.000 €), den Rest über einen Kredit bei der Crédit Agricole, speziell für Projekte im ländlichen Raum. Ihre Freunde hielten sie anfangs für verrückt – doch für Anna und Marc war klar: Sie wollten kein „Later vielleicht“, sondern ein Jetzt oder nie.



2. Die große Entdeckung des verfallenen Schlosses

2. Die große Entdeckung des verfallenen Schlosses

Das Château, gelegen im Département Dordogne, war mehr Ruine als Residenz: zerbrochene Fenster, undichte Dächer, verwilderte Gärten. Dennoch erkannte das Paar sofort das Potenzial. Das Anwesen verfügte über 2.500 Quadratmeter Wohnfläche, eine alte Bibliothek mit Deckenmalerei, eine Kapelle und einen weitläufigen Park mit über 300 Jahre alten Linden. Der Verkäufer, ein entfernter Erbe, bot das Château über die Plattform Le Bon Coin für ursprünglich 450.000 € an – Anna und Marc handelten den Preis auf 320.000 € herunter, da die Bausubstanz massive Schäden aufwies.

Ein unabhängiger Gutachter aus Bâtiments de France schätzte die nötigen Investitionen auf mindestens 700.000 €, vor allem für Dach, Elektrik und Sanitäranlagen. Doch das Schloss war als „bâtiment remarquable“ gelistet – was bedeutete, dass bis zu 40 % der Restaurierungskosten durch öffentliche Zuschüsse und Denkmalförderungen übernommen werden konnten, etwa durch das Programm der Mission Stéphane Bern.

Für Anna und Marc war klar: Diese Ruine war ihr Schatz. Sie konnten sich vorstellen, wie Gäste durch das große Tor fahren, wie Kinder im Innenhof spielen und Workshops im alten Gewölbekeller stattfinden. Der Kaufvertrag wurde im Beisein eines Notars im nahegelegenen Périgueux unterzeichnet – und markierte den Start ihres größten Abenteuers.



3. Die spannende Reise der Renovierung

3. Die spannende Reise der Renovierung

Mit dem Schlüssel in der Hand begann für Anna und Marc eine intensive Renovierungsphase, die weit über Heimwerken hinausging. Sie arbeiteten mit lokalen Architekten und Handwerkern zusammen, viele davon aus Netzwerken wie Artisans du Patrimoine, die auf denkmalgerechte Restaurierung spezialisiert sind. Das erste Projekt: das komplett marode Dach, das sie mit Schiefer aus den Pyrenäen neu eindeckten – Kostenpunkt: 170.000 €, wovon 60.000 € durch das Programm MaPrimeRénov' und regionale Zuschüsse gedeckt wurden.

Ein weiteres Großprojekt war die Installation einer modernen Holzpelletheizung, die emissionsarm und CO₂-neutral ist. Diese Investition kostete 55.000 €, wurde aber mit 30 % staatlich bezuschusst. Auch die Isolierung wurde ökologisch realisiert: mit Hanfplatten und Lehmputz – beides Materialien aus lokaler Produktion.

Marc übernahm dabei viele Aufgaben selbst: von der Digitalisierung des Bauplans bis zur Installation einer smarten Haussteuerung für Licht und Heizung. Anna koordinierte die Baustellenlogistik, organisierte die Gewerke, bereitete Förderanträge vor und dokumentierte den Fortschritt auf einem Instagram-Kanal, der inzwischen über 12.000 Follower zählt.

Insgesamt arbeiteten in der Hochphase bis zu 15 Handwerker gleichzeitig am Château. Die Sanierung eines einzigen Gästezimmers – mit eigenem Bad, Eichenparkett und handgefertigten Möbeln – dauerte rund 3 Monate und kostete im Schnitt 35.000 €. Doch mit jedem fertigen Raum stieg nicht nur der Marktwert des Schlosses, sondern auch die Hoffnung, dass ihr Traum bald Realität wird.



4. Ihr ökologisches Tourismusprojekt im Château

4. Ihr ökologisches Tourismusprojekt im Château

Schon in der Planungsphase war klar: Anna und Marc wollten kein klassisches Hotel, sondern ein nachhaltiges Gästeerlebnis, das Natur, Bildung und lokale Kultur verbindet. Ihr Konzept für das „Éco-Château“ basiert auf drei Säulen: ökologische Unterbringung, gemeinschaftsorientierte Aktivitäten und lokale Wertschöpfung.

Die fünf Gästezimmer wurden mit Naturmaterialien eingerichtet: Möbel aus regionaler Eiche, Bettwäsche aus Bio-Baumwolle, Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien über Enercoop. Das Château verfügt über eine eigene Regenwasseraufbereitungsanlage, Komposttoiletten in den Außenbereichen sowie einen 0-Abfall-Frühstücksservice mit Produkten von Bauern aus einem Umkreis von 20 Kilometern.

Ein besonderes Highlight ist der Permakulturgarten, den sie nach dem Vorbild von Ferme du Bec Hellouin gestaltet haben. Dort wachsen Tomaten, Kräuter, Salate, Beeren – alles biologisch angebaut, ohne Maschinen. Gäste können mitgärtnern, ernten und an Kochkursen teilnehmen, in denen sie lernen, wie man nachhaltig lebt und kocht.

Neben der Unterkunft bieten sie auch Wochenendseminare an: zum Beispiel „Einführung in die Permakultur“, „Achtsames Bauen“ oder „Fermentation und Wildkräuter“. Diese werden teilweise von zertifizierten Öko-Coaches oder lokalen Handwerkern geleitet. Ein Wochenende kostet ab 280 € pro Person, inklusive Unterkunft, Verpflegung und Workshops.

Die Auslastung liegt bereits im zweiten Jahr bei über 50 %, vor allem dank Buchungen über Plattformen wie GreenGo und Ethik’Hotels. Gäste loben die Mischung aus Inspiration und Ruhe, und viele kommen aus Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz – auf der Suche nach einem sinnvollen, naturnahen Urlaub.



5. Alltag als Château-Besitzer und Lessons Learned

5. Alltag als Château-Besitzer und Lessons Learned

Heute beginnt der Tag im Château de la Côte Verte meist um 6:30 Uhr – mit Vogelgezwitscher und Blick auf den Garten. Anna überprüft den Reifegrad der Tomaten, während Marc die Solaranlage kontrolliert. Der Alltag ist abwechslungsreich, körperlich fordernd, aber auch erfüllend. Im Wechsel übernehmen sie Aufgaben wie Frühstücksvorbereitung, Gästebetreuung, Gartenarbeit oder die Organisation der nächsten Seminare. Trotz des ländlichen Lebens nutzen sie digitale Tools: Ihr Buchungssystem läuft über Amenitiz, ihre Besucherstatistik analysieren sie mit Google Analytics.

Die Gäste – meist zwischen 30 und 55 Jahre alt – interessieren sich für Nachhaltigkeit, Selbstversorgung und Entschleunigung. Viele kommen aus Berlin, Hamburg oder München. Feedback wie „Ein magischer Ort zum Durchatmen“ oder „Der beste Workshop meines Lebens“ motivieren Anna und Marc, ihren Weg weiterzugehen.

Doch es gab auch Hürden: Lieferverzögerungen, Sprachbarrieren mit französischen Behörden oder Rückschläge bei der Bausubstanz. Eine überschwemmte Baugrube und ein zerborstenes Abflussrohr kosteten allein über 12.000 €. Ihre wichtigste Erkenntnis: „Flexibilität ist entscheidender als Perfektion.“ Außerdem raten sie angehenden Auswanderern, sich frühzeitig mit den französischen Vorschriften zu beschäftigen – etwa über die Plattform Service-Public.fr.

Rückblickend ist für sie klar: Der Sprung ins Ungewisse hat sich gelohnt. Sie haben nicht nur ein historisches Erbe gerettet, sondern auch einen Ort geschaffen, der Menschen verbindet, inspiriert und entschleunigt. Und sie sind sich einig: Ihr Château ist nicht nur ein Zuhause – es ist ihre Mission.

Mehr dazu:

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